Opferzahl von Zyklon »Freddy« steigt auf über 260 in Südost-Afrika
Der außergewöhnlich langanhaltende Tropensturm »Freddy« hat in drei Ländern im südöstlichen Afrika – Malawi, Mosambik und Madagaskar – Behörden zufolge 263 Menschenleben gefordert. Am stärksten betroffen ist das verarmte Malawi, wo die Katastrophenschutzbehörde 225 Todesfälle meldete. Fast 800 Menschen sind in dem Land nach offiziellen Angaben aufgrund starker Regenfälle, Fluten und Erdrutsche verletzt worden. Die Zahlen könnten jedoch weitaus höher liegen, da die Informationsübermittlung derzeit wegen großer Schäden an der Infrastruktur stark eingeschränkt ist.
Retter suchten am Mittwoch weiter nach Überlebenden, die durch Erdrutsche verschüttet oder durch Überschwemmungen abgeschnitten wurden. An den Einsätzen beteiligten sich Einheiten von Polizei und Armee. Das größte Problem seien die Überschwemmungen, sagte der Sprecher des Malawischen Roten Kreuzes, Felix Washoni. Mindestens 37 Menschen werden nach Angaben der Behörden noch vermißt.
Mehr als 20.000 Menschen sind obdachlos geworden. Tausende Menschen wurden vorübergehend in Lagern untergebracht. Einige von ihnen fanden in Kirchen und Schulen Unterschlupf. In einer der Notunterkünfte sagte der 24 Jahre alte Alabu Wiseman, er suche immer noch nach vier Angehörigen. »Sie sind vom Schlamm verschüttet.« Hilfsorganisationen befürchten, daß die Cholerafälle vor allem im Süden wieder stark ansteigen, nachdem der seit einem Jahr anhaltende und bislang größte Choleraausbruch in der Geschichte Malawis noch nicht bezwungen worden ist.
Die Regierung hat für die am stärksten betroffene Region, den Süden Malawis, den Katastrophenfall ausgerufen. »Die Zerstörungen sind enorm«, sagte Rot-Kreuz-Sprecher Washoni. Es sei eine große Herausforderung, diejenigen zu erreichen, die wegen zerstörter Brücken und erhöhter Wasserstände festsitzen. »Wir haben Menschen in Bäumen, auf Hausdächern und höhergelegenen Gebieten gefunden«, führte er aus. Der Zyklon hat seit dem späten Freitagabend zum zweiten Mal in einem Monat im Südosten Afrikas eine Spur der Verwüstung hinterlassen. In Mosambik sind bereits mindestens 21 Menschen gestorben, mindestens 24 wurden verletzt. Auch im Inselstaat Madagaskar gab es mindestens 17 Tote.
Besonders das arme Malawi ist durch den Zyklon nach Einschätzung der Welthungerhilfe um Jahre in der Entwicklung zurückgeworfen. Das Land sei sehr stark von der Landwirtschaft und Niederschlägen abhängig und daher besonders anfällig für Wetterextreme, erklärte die Programmleiterin der Organisation in dem südostafrikanischen Land, Claudia Plock. »Die Überschwemmungen haben ganze Ernten zerstört. Die betroffenen Menschen haben alles verloren.«
Schon vor über einem Monat, am 6. Februar, hatte sich der Tropensturm vor der Nordwestküste Australiens gebildet und wurde zum Zyklon erklärt. Nachdem er den gesamten südlichen Indik überquert hatte, traf »Freddy« am 21. Februar in Madagaskar auf Land. Von dort zog er weiter nach Mosambik und kehrte in einer selten vorkommenden »Schleifenbahn« mit noch größerer Kraft und noch mehr Regen zurück über den Indischen Ozean. Am 11. März erreichte er zum zweiten Mal Mosambik und auch Malawi.
Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie WMO könnte »Freddy« der am längsten andauernde Zyklon seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein. Laut den Vorhersagen dürfte der Sturm im Laufe der Woche wieder aufs Meer hinausziehen und sich dabei abschwächen. Der Süden Afrikas befindet sich derzeit in der Zyklonsaison, die bis März oder April Regen und schwere Stürme mit sich bringen kann.