Aus den Betrieben22. März 2022

Kongress der »Bréifdréieschgewerkschaft

Eine Aufwertung der Laufbahn der Briefträger drängt sich auf

von Ali Ruckert

»Minister Hansen: Merci fir näischt!« Mit dieser sarkastischen Aussage, die auf einem Transparent auf ihrem Kongress, am vergangenen Samstag in Walferdingen zu lesen war, machte die Briefträgergewerkschaft ihrem Ärger darüber Luft, dass der Beamtenminister und die Regierung sich bisher kategorisch geweigert haben, die Laufbahn der Briefträger aufzubessern.

Unter dem Vorwand, es handle sich um eine »Harmonisierung« der sogenannten unteren staatlichen Laufbahnen und keineswegs um eine »Revalorisierung« oder Aufwertung, wird den Briefträgen die von der Gewerkschaft geforderte Laufbahnaufbesserung in die neue Laufbahn C1 verweigert. Doch wie kann es sein, so Gewerkschaftspräsident Raymond Juchem in seiner Grundsatzrede, dass mit diesem Abkommen die Beschäftigten der »Artisan«-Laufbahn berechtigter Weise in die C1-Laufbahn aufsteigen werden, also eine Aufwertung erfahren, während die Neueinstellungen verschiedener Berufe in der Laufbahn des »Employé d’Etat«, aktuell noch Laufbahn D1, in die C1-Laufbahn herabgestuft werden, also eine Abwertung und 500 Euro weniger Gehalt hinnehmen müssen?

Er machte klar, dass die Gewerkschaft – auch wenn der Minister auf drei Briefe keine Antwort gab – an ihrer Forderung festhalten wird, dass drei Jahre Militärdienst inklusive ein Jahr zusätzliche Ausbildung angerechnet werden, und die Briefträger in die neue C1-Laufbahn eingegliedert werden müssen. Die Diskriminierung der Briefträger war der Grund, dass die Briefträgergewerkschaft die Abmachung über eine Harmonisierung der unteren Laufbahnen lediglich zur Kenntnis nahm, sie aber nicht unterzeichnete.

Bezugnehmend auf die kommenden Verhandlungen über das Gehälterabkommen im öffentlichen Dienst, welche die CGFP führen wird, erklärte der Präsident der Bréifdréieschgewerkschaft, eine weitere Null-Runde sei keine Option, das Jahr 2023 müsse das Jahr allgemeiner Lohnerhöhungen werden.

Die Unterstellung der Postdirektion, die Briefträger hätten weniger Arbeit wegen des Rückgangs der Briefpost, wies der Gewerkschaftspräsident kategorisch zurück. Er machte darauf aufmerksam, dass im Jahr immer noch deutlich mehr als 100 Millionen Briefe zur Verteilung anfallen, und immer mehr Pakete zu verteilen sind, so dass den Briefträgern auch bei einem Rückgang der Briefpost die Arbeit ganz gewiss nicht ausgehen wird.

Seit langem tritt die Briefträgergewerkschaft dafür ein, dass im Bereich der Briefpost in großem Umfang Investitionen erfolgen, um Arbeitsabläufe zu vereinfachen. Gedanken macht man sich allerdings, wenn der Staat einerseits die Betriebe zur Digitalisierung drängt, so dass der Post Umsatz verloren gehen wird, andererseits aber – anders als in Frankreich – die Digitalisierung der Post nicht finanziell unterstützen will. Angesichts dieser Entwicklung sei es höchste Zeit, so Raymond Juchem, dass die hohe Dividende aus dem Gewinn der Post, die Jahr für Jahr an den Staat geht, nicht mehr an den Aktionär ausbezahlt wird.

Sorgen macht sich die Gewerkschaft auch über mögliche Folgen des neuen Abfallgesetzes, das demnächst auf der Tagesordnung der Chamber stehen dürfte. Sollte es in der aktuellen Form durchgehen, würde das zu finanziellen Einbußen bei der Post führen.

Der Gewerkschaftspräsident erinnerte daran, dass die Bréifdréieschgewerkschaft bereits von Anbeginn die Strategie der Generaldirektion der Post, immer mehr Agenturen zu schließen, ablehnte, jedoch keinen Rückhalt bei den großen politischen Parteien in der Regierung und in der Chamber fand. Die Initiative der Kommunistischen Partei, sich mit öffentlichen Protesten gegen die Schließung von Postbüros zur Wehr zu setzen, bezeichnete er als ehrbar, stellte aber fest, dass es dafür nicht die notwendige Unterstützung  gab.

Im weiteren Verlauf des Kongresses, während dem die statutarisch vorgegebenen Berichte vorgetragen wurden, ergriff auch CGFP-Präsident Romain Wolff das Wort. Er erntete viel Applaus, als er angesichts der bevorstehenden Zusammenkunft der Tripartite bekräftigte, dass die Gewerkschaft unter keinen Umständen einer Indexmanipulation zustimmen werde.