27 Luxemburger Soldaten an NATO-Ostflanke verlegt
»Leichter Aufklärungszug« soll 28 Monate in Rumänien bleiben. Von dort aus operieren auch die in Luxemburg immatrikulierten AWACS-Flugzeuge zur Fernaufklärung
Im Rahmen der weiteren Militarisierung der NATO-Ostflanke und der »verstärkten Wachsamkeitsaktivitäten« (»enhanced Vigilance Activities«, eVA) des westlichen Kriegsbündnisses gegenüber Rußland wurden am Sonntag 27 Soldaten aus Luxemburg nach Rumänien verlegt. Der Transport vom Flughafen Findel ins zentralrumänische Sibiu erfolgte in einem Militärtransporter A-400M, der zur belgisch-luxemburgischen Flotte gehört, teilte die Verteidigungsdirektion stolz mit. An der Verabschiedung auf dem Findel nahmen neben Armeeminister François Bausch und Generalstabschef Steve Thull auch die designierte Botschafterin Rumäniens in Luxemburg, Alexandrina-Livia Rusu, teil.
Wie es in der Presseerklärung weiter heißt, wird der »leichte Aufklärungszug«, dessen Soldaten regelmäßig ausgetauscht werden sollen, zunächst für zwei Jahre und vier Monate in Sibiu stationiert. Als Teil einer niederländisch-belgischen Kompanie hätten sie operative, administrative, logistische sowie medizinische Unterstützungsaufgaben. »Ich danke allen luxemburgischen Soldaten, die Seite an Seite mit ihren NATO-Verbündeten unsere Sicherheit in Rumänien garantieren«, erklärte der olivgrüne Armeeminister bei der Verabschiedung. »Ihre Präsenz sendet ein klares Signal der Abschreckung und des Willens, den euroatlantischen Raum gemeinsam zu verteidigen«.
Bauschs damaliger rumänischer Amtskollege, der Sozialdemokrat Vasile Dincu, wurde im vergangenen Herbst zum Rücktritt gezwungen – seine Forderung nach Friedensgesprächen zur Ukraine wurde ihm als Feigheit vor dem russischen Feind zum Vorwurf gemacht. Anfang Oktober hatte er in einer Fernsehsendung erklärt, der einzige Weg zur Beendigung des Krieges in der Ukraine seien Friedensverhandlungen, die nicht von Kiew, sondern direkt von »den Ländern der Welt, den Vereinigten Staaten, der NATO« mit Rußland geführt werden sollten. Zwei Wochen später mußte Dincu seinen Hut nehmen. Sein Amt übernahm Premier Nicolae Ciuca, der von 2015 bis 2019 Chef des Generalstabs der rumänischen Streitkräfte war.
Nur Tage nach dem Beginn des russischen Eingreifens in den Krieg in der Ukraine hatte die NATO beschlossen, neben ihren in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen dauerhaft stationierten »Battlegroups« vier neue multinationale Gefechtsverbände in Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und Ungarn aufzustellen. Rumänien und Bulgarien wurden erst 2004 in das westliche Kriegsbündnis aufgenommen – ausschließlich aus dem geostrategischen Grund, sie dem russischen Einfluß zu entziehen. Mittlerweile will die NATO im rumänischen Sibiu ihr neues Armeehauptquartier für Südeuropa einrichten, das derzeit noch im türkischen Izmir untergebracht ist.
Bereits Mitte Januar hatte die NATO einen Teil ihrer in Luxemburg immatrikulierten AWACS-Flugzeuge zur Fernaufklärung nach Rumänien verlegt. Es ist bekannt, daß das USA-Militär die mit luxemburgischer Hilfe und offiziell »für die Sicherung der Bündnisverteidigung« gewonnenen militärischen Aufklärungsdaten aus den Spionagefliegern mit dem roten Löwen am Heck in Echtzeit an das Nichtmitglied Ukraine weitergeben. Diese Kriegsbeteiligung dürfte aus russischer Sicht viel schwerer wiegen als die nun zur NATO-Ostflanke verlegten 27 Soldaten.