Luxemburg15. März 2025

Friedenstaube hat ausgedient

Greenpeace Luxemburg ignoriert Studie ihrer deutschen Kollegen, nach der selbst die europäischen NATO-Staaten Rußland militärisch mehrfach überlegen sind

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Für die luxemburgische Sektion von Greenpeace hat Picassos berühmte Friedenstaube als Symbol der internationalen Antikriegsbewegung ausgedient. Heißt es auf der Internetseite der deutschen Kollegen »Greenpeace ist überzeugt: Ohne Frieden kein Umweltschutz – und ohne Umweltschutz dauerhaft kein Frieden. Deswegen setzen wir uns mit aller Kraft für Abrüstung und gegen kriegerische Konflikte ein«, so hat es Greenpeace Luxemburg bis heute nicht geschafft, auf eine am 11. November 2024 von Greenpeace Deutschland publizierte Studie des Friedens- und Abrüstungsexperten Alexander Lurz auch nur hinzuweisen.

Auf 64 Seiten wird in der Analyse »Wann ist genug genug? Vergleich der Kräfte von NATO und Rußland« gezeigt, daß allein die europäischen NATO-Staaten der Russischen Föderation bei Militärbudget, Truppenstärke und Großwaffensystemen »mehrfach überlegen« sind.

Selbst kaufkraftbereinigt und nach Abzug des alle anderen überragenden Anteils der USA haben allein die europäischen NATO-Staaten beim Militäretat ein jährliches Übergewicht von 120 Milliarden US-Dollar gegenüber Rußland, und das, ohne derzeit selbst im Kriegsbetrieb zu sein. Bei nahezu allen Großwaffensystemen besitzen sie ebenfalls, qualitativ wie quantitativ, eine hohe Überlegenheit:

»Beispielsweise verfügen die NATO-Staaten über 5.406 Kampfflugzeuge (hierunter 2.073 in Europa), wohingegen Rußland davon nur 1.026 besitzt. Lediglich bei strategischen Bombern erreicht Rußland fast die USA (129 zu 140). Zudem hat Rußland in vielen Waffenbereichen einen erheblichen technologischen Rückstand auf die NATO, der kaum innerhalb eines Jahrzehnts aufzuholen ist.«

Gleiches gilt für die Truppenstärke, wo – schon vor einer Mobilisierung in den NATO-Staaten – ein Verhältnis von zwei zu eins besteht:

»Die NATO-Staaten haben über drei Millionen Soldat:innen unter Waffen und verfügen zugleich über ein tiefes Reservoir an Reservist:innen. Im Vergleich dazu hat Rußland nur eine Personalstärke von 1,33 Millionen Soldat:innen, davon lediglich circa 40 Prozent westlich des Urals.«

Besonders auffällig ist das Ungleichgewicht beim sogenannten Rüstungsumfeld: »Die NATO-Staaten dominieren den weltweiten Rüstungsmarkt mit über 70 Prozent des Gesamtumsatzes (der 100 größten Rüstungsfirmen der Welt), während Rußlands Anteil hier lediglich 3,5 Prozent ausmacht.« Von den hundert größten Rüstungskonzernen der Welt seien 42 in den USA ansässig, weitere 30 in anderen NATO-Staaten und lediglich zwei in Rußland.

Außerdem habe Rußland »mit Beginn des Ukraine-Kriegs seine Rüstungsproduktion hochfahren müssen und entwickelt sich zu einer Kriegswirtschaft. Der Staat hat damit begonnen, massiv in die Wirtschaft einzugreifen. Die russische Rüstungsindustrie produzierte im ersten Quartal 2024 rund 60 Prozent mehr als noch vor der Invasion, ohne jedoch die im Krieg erlittenen Verluste ausgleichen zu können.«

Lediglich bei den Atomwaffen heißt es zusammenfassend in der Studie: »Insgesamt herrscht zwischen NATO und Rußland ein strategisches Gleichgewicht, beziehungsweise – angesichts der gesicherten gegenseitigen Vernichtungsfähigkeit – ist ein nukleares Patt zu bilanzieren. Die drei NATO-Nuklearwaffenstaaten USA, Frankreich und Großbritannien verfügen zusammen über 5.559 Nuklearsprengköpfe, Rußland über 5.580.«