Salariatskammer veröffentlicht ihren zehnten »Quality of Work«-Index
Arbeitsqualität: Langzeittrend geht abwärts
Bei der von den Schaffenden subjektiv empfundenen Qualität ihrer Lohnarbeit sei im Jahr 2022 nur eine leichte Verbesserung gegenüber den beiden vorangegangenen Pandemiejahren festgestellt worden, während der Langzeittrend seit 2014 eine »erschreckende« Verschlechterung der Lage zeige. Mit diesen Worten faßte ihre Präsidentin Nora Back die Befunde des bereits zehnten »Quality of Work«-Index der Salariatskammer (CSL) zusammen, die am Donnerstag präsentiert wurden.
54,9 Punkte von 100 möglichen, so der Arbeitspsychologe David Büchel, der die zusammen mit der Universität Luxemburg erstellte Studie für die CSL koordiniert hat, bedeute zwar eine Verbesserung um genau einen Punkt (1,0) gegenüber dem Pandemiejahr 2021, aber auch gegenüber 2014, dem ersten Jahr der Erhebung, eine Verschlechterung um 1,3 Punkte. Die größten Verbesserungen habe es unter Schaffenden über 55 Jahre (von 51,8 auf 53,9 Punkte) sowie unter alleinerziehenden Schaffenden (von 49,9 auf 54,3) gegeben.
Insgesamt schätzten Führungskräfte (59,5), Schaffende aus dem Informations- und Kommunikationssektor (58,6), aus der öffentlichen Verwaltung (58,1), Verwaltungsangestellte (57,2), aus dem Finanz- und Versicherungssektor (57,0) sowie Schaffende »mit normalen Arbeitszeiten« (56,7) ihre Arbeitsqualität am höchsten ein. Auf der anderen Seite werde die Arbeitsqualität von Maschinen- und Anlagenführern sowie Montagearbeitern deutlich niedriger eingeschätzt, so daß sie nur auf 43,7 Indexpunkte kommen. Nicht viel besser sieht es unter Angestellten im Bereich direkte Dienstleistungen, Händlern und Verkäufern aus (49,1). Unterdurchschnittlich sind auch die Werte für Schaffende mit atypischen Arbeitszeiten (51,7), im Groß- und Einzelhandel, im Personentransport, im Horeca (51,8) sowie im Gesundheits- und Sozialbereich (52,4).
Zu den »negativen Dimensionen«, die im langjährigen Vergleich einen Abwärtstrend aufwiesen, so David Büchel, zählten die mentale Belastung am Arbeitsplatz, über die sich zuletzt mehr als sieben von zehn (71,9 Prozent) der befragten Schaffenden beklagt hätten, Zeitdruck (62,2 Prozent) und emotionale Anforderungen (53,6 Prozent). Klagen über Mobbing (19,3 Prozent) seien mehr oder weniger konstant geblieben, während es seit 2014 einen Aufwärtstrend bei den subjektiv empfundenen Gesundheitsgefahren (zuletzt noch 22,2 Prozent), der physischen Belastung (42,4 Prozent) und bei der Frage, ob der Schaffende einen Wechsel seines Arbeitsplatzes für problematisch hält, gegeben. Letzter Wert sei seit 2014 von 50,9 auf 43,1 Prozent gesunken, so daß im Umkehrschluß fast 57 Prozent der Schaffenden davon ausgehen, ein Arbeitsplatzwechsel sei ohne weiteres möglich. Dazu paßt, daß jeder vierte Schaffende (wie schon im Vorjahr 24 Prozent) seinen Arbeitsplatz tatsächlich wechseln will. 2016, als die Frage eingeführt wurde, war es erst jeder fünfte (19 Prozent).
Zum Teil deutliche Verschlechterungen wurden seit Beginn der Erhebung auch bei den Unterindizes zur Gesundheit der Schaffenden und ihrem Wohlbefinden am Arbeitsplatz festgestellt. Erklärten 2014 erst 28,8 Prozent, sie hätten Probleme, Privat- und Berufsleben unter einen Hut zu bekommen, so waren es mit zuletzt schon vier von zehn Schaffende (40,3 Prozent) mit aus dem Gleichgewicht geratener »Work-Life-Balance«. Der Anteil derer, die über Burnout klagen, stieg seit 2014 um neun Prozentpunkte auf nun 38,4 Prozent; und über physische Gesundheitsprobleme klagt mittlerweile jeder dritte Schaffende (32,8 Prozent), 2014 erst jeder vierte (25,7 Prozent).