Kaleidoskop10. Oktober 2024

Chemie-Nobelpreis geht an drei Proteinforscher

von dpa/ZLV

Stockholm – Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an David Baker, Demis Hassabis und John Jumper. Baker erhalte die Auszeichnung für computergestütztes Proteindesign, teilte die Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit. Die andere Hälfte des Preises gehe gemeinsam an Hassabis und Jumper für die Vorhersage der komplexen Strukturen von Proteinen.

Laut Akademie gelang Baker das fast Unmögliche: die Entwicklung einer völlig neuen Proteinart. Hassabis und Jumper hätten ein KI-Modell entwickelt, um ein jahrzehntealtes Problem zu lösen: Die Vorhersage der komplexen Strukturen von Proteinen. Beide Entdeckungen bergen dem Nobelpreis-Komitee zufolge enormes Potential: Die Vielfalt des Lebens zeuge von der erstaunlichen Fähigkeit von Proteinen als chemische Werkzeuge.

»Eine der Entdeckungen, die dieses Jahr gewürdigt werden, betrifft die Konstruktion spektakulärer Proteine. Die andere handelt von der Erfüllung eines 50 Jahre alten Traums: der Vorhersage von Proteinstrukturen aus ihren Aminosäuresequenzen«, sagte Heiner Linke, Präsident des Nobelkomitees für Chemie.

Baker, geboren 1962 in Seattle, hatte erstmals 2003 aus Aminosäuren ein neues Protein geschaffen. Seitdem habe seine Arbeitsgruppe viele weitere Proteine produziert, die unter anderem für Pharmazeutika und Impfstoffe eingesetzt würden, hieß es.

Hassabis, geboren 1976 in London, und Jumper, geboren 1985 in Little Rock, USA stellten 2020 das KI-Modell »AlphaFold2« vor, mit dessen Hilfe sich die Strukturen praktisch aller bisher bekannten 200 Millionen Proteine vorhersagen lassen. Die KI sei von Menschen in 190 verschiedenen Ländern genutzt worden, schreibt das Nobelkomitee. Das könne zum Beispiel bei der Klärung von Antibiotikaresistenzen oder beim Einsatz von Enzymen zum Abbau von Kunststoffen helfen.

Hassabis ist der Chef der auf KI spezialisierten Google-Tochter DeepMind. Jumper ist dort Seniorwissenschaftler. Er wurde vom »Time Magazine« zu den 100 einflußreichsten Leuten in der KI-Welt gezählt.

Die Chemie stellt nach der Medizin und der Physik traditionell die dritte von insgesamt sechs Preiskategorien dar, in denen verschiedene Institutionen in Stockholm und Oslo die Nobelpreise vergeben. Mit dem Nobelpreis für Physik wurden am Dienstag die KI-Forscher John Hopfield und Geoffrey Hinton ausgezeichnet. Der Nobelpreis für Medizin ging an die US-amerikanischen Forscher Victor Ambros und Gary Ruvkun.

Heute wird bekanntgegeben, wer den Literaturnobelpreis erhält. Am Freitag folgt der Friedensnobelpreis. Zum Abschluß wird am Montag der »Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften« vergeben, der als einziger nicht auf das Testament des Preisstifters und Dynamiterfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht.

Die Nobelpreise sind mit elf Millionen Schwedischen Kronen (umgerechnet knapp 970.000 Euro) pro Preiskategorie dotiert. Geht die Auszeichnung in einer Kategorie an zwei oder drei Preisträger zugleich, teilen sie sich die Summe. Feierlich überreicht werden die Nobelmedaillen an Alfred Nobels Todestag, dem 10. Dezember.