Verfehlte Subventions-Politik:
Geförderte Test-Serien führen nicht zur Anwendung
Ab Oktober 2003 wurden weltweit mit EU-Subventionen Wasserstoff-Busse des Typs Citaro von Mercedes einem Praxistest unter allen möglichen klimatischen Bedinungen unterzogen, darunter auch in Luxemburg-Stadt. Der Test verlief überall erfolgreich, die Fahrer waren begeistert. Eine wissenschaftliche Arbeit verschriftlichte die positive Bilanz – und Mercedes erzeugte seither nie wieder Wasserstoff-Busse. Van Hool tat es, fand aber nicht wirklich viele Kunden, wie wir berichtet haben.
In der BRD bietet die Firma Linde seit dem Jahre 2000 Gabelstapler mit Wasserstoff-Antrieb an. Auf ihrem Internet-Auftritt erklärt das Linde wie folgt: »Brennstoffzellen funktionieren ähnlich wie Batterien, das heißt durch eine chemische Reaktion entsteht Energie. Der entscheidende Unterschied: In der Brennstoffzelle reagieren Wasserstoff und Sauerstoff zu Strom, Wärme und Wasser. Dieser Vorgang wird auch ‚kalte Verbrennung‘ genannt und bringt einige Vorteile, aber auch technische Herausforderungen mit sich.
Linde hat die Herausforderungen gemeinsam mit Technologiepartnern und durch Umbau der Stapler gelöst. So wird beispielsweise die entstehende Wärme mit einem Lüfter abgeführt. Zudem sorgt bei diesem Hybridsystem eine zusätzliche Lithium-Ionen-Batterie dafür, dass auch Leistungsspitzen abgedeckt sind. Die Batterie speist sich dabei auch aus der zurückgeführten Bremsenergie. Damit steht dem alltäglichen Einsatz in der Logistik nichts mehr im Wege. Im Gegenteil: Die Technologie birgt einige erstaunliche Eigenschaften, die die Einsatzmöglichkeiten von Flurförderzeugen nachhaltig verändern.«
Paßt wunderbar, fragt sich nur, warum noch andere Gabelstapler verkauft werden. Es kann nicht am Bekanntheitsgrad bei Entscheidungsträgern in Großbetrieben scheitern, denn auf selbigem Internet-Auftritt wird berichtet über mit öffentlichen Geldern geförderte Tests mit BMW und Mercedes in der BRD und mit Fronius International, DB Schenker, OMV, HyCentA Research und Joanneum Research im österreichischen Umschlaglager von DB Schenker in Hörsching. Alles verläuft erfolgreich, natürlich.
Subventioniertes »Greenwashing«
Allerdings dürfen wir uns wundern, daß BMW sich 2013 für einen Test im Karosseriebau der BMW-i-Fahrzeuge in Leipzig mit dem Lehrstuhl Fördertechnik Materialfluß Logistik der Technischen Universität München fördern läßt um in 20.000 Betriebsstunden »eine umfassende Untersuchung der wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten« zu erstellen. Denn die Firma BMW brauchte das zu dem Zeitpunkt nicht mehr zu analysieren, mußte sie sich doch schon bestens damit auskennen bei Beginn dieser Untersuchung in Leipzig, da im Werk in South Carolina (USA) damals schon drei Jahre lang Wasserstoff-Stapler der Firma Hyster-Yale Materials Handling, Inc. in Betrieb waren, wobei dort die lustige Schlußfolgerung schon gezogen war, daß diese Stapler auf Dauer günstiger gekommen sind als die davor eingesetzten konventionellen.
Aber es ist natürlich immer positiv für die Profitrate, wenn noch eine Subvention nachgereicht wird. Allerdings hat das offensichtlich die Wirkung auf andere zu sagen, das werde nur dann auch genutzt, wenn es ebenfalls subventioniert werde. Das umso mehr, als 2017 die nächste »Studie« bei BMW folgte! Ob das die Ausrede oder Ursache ist, warum an anderen BMW-Standorten weiterhin konventionelle Stapler fahren?
Worum es geht, macht Daimler deutlich, wenn unter dem Motto »Daimler Goes Green« im Mercedes-Sprinter-Werk in Düsseldorf den Einsatz von Staplern mit Brennstoffzellenantrieb »testen« läßt. Dieser Test ist natürlich ebenso erfolgreich wie der von BMW oder der von DB Schenker in Österreich. Die Subventionsgeber kriegen tolle Berichte, und damit geben sich die zufrieden, anstatt tatsächliche Industriepolitik in dieser Richtung zu machen.
Die wäre aber nötig, ganz besonders bei der Wasserstoff-Versorgung in einer koordinierten Weise für alle, wie sie in den USA die Firma Plug Power anbietet – allerdings nur für jene, die ihre Stapler gekauft haben. Denn die Schlußfolgerung der Testerei geht von einem wirtschaftlichen Einsatz ab 20 Fahrzeugen aus, mit einer Einschränkung: »Bei einer bereits vorhandenen Wasserstoffinfrastruktur zum Betanken ist ein wirtschaftlicher Einsatz in der Regel möglich. Muß diese Infrastruktur zunächst noch geschaffen werden, ist die Wirtschaftlichkeit im Einzelfall zu prüfen«. Wobei hier »Wasserstoffinfrastruktur« ein im Boden verbuddelter Tank ist, dessen Kostenpunkt auch entscheidend für die Flottengröße von 20 Staplern ist.
Ob der Leitung der Firma Linde ihre Konkurrenz Plug Power in den USA unbekannt ist, wissen wir nicht. Jedenfalls hat Linde nicht dieselbe praktische Schlußfolgerung gezogen, sondern eine ganz andere: »Sofern für den Aufbau einer nachhaltigen, wasserstoffbetriebenen Flotte Fördermöglichkeiten bestehen, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, daß sich eine tragfähige Lösung umsetzen läßt.« Und deshalb bleibt das im Ansatz stecken!
jmj
(wird fortgesetzt)
Am 13.10.2003 sollte die »Tramsmusek« ein neues Zeitalter einläuten bei der Vorstellung des Mercedes Citaro-Busses mit Brennstoffzelle und Wasserstofftank auf dem Dach. Das hätte es auch sein müssen, umso mehr der damalige DP-Wirtschaftsminister Henri Grethen die Wasserstoff-Mobilität mit feierte, doch es blieb beim subventionierten Test, Erfolg hin oder her.