Ausland21. Juni 2025

Auslands-Nachrichten

von dpa/ZLV

Mangelernährung bei Kindern in Gaza

Die humanitäre Lage im Gazastreifen wird immer dramatischer. Vor allem Kinder seien durch Mangelernährung und unhygienische Zustände gefährdet. Allein im Mai hätten 5.119 Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren in dem durch 20 Monate Krieg weitgehend zerstörten Küstenstreifen wegen akuter Mangelernährung behandelt werden müssen, berichtet UNICEF. Dies sei ein Anstieg um 50 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

636 Kleinkinder litten unter schwerer akuter Mangelernährung – der schlimmsten Form der Mangelernährung. Sie benötigten dringend lebensrettende Hilfe, doch sauberes Wasser, medizinische Versorgung und Behandlungsmöglichkeiten seien im Gazastreifen kaum noch verfügbar. »In nur 150 Tagen – vom Jahresbeginn bis Ende Mai – wurden 16.736 Kinder im Gazastreifen aufgrund von Unterernährung behandelt. Das sind durchschnittlich 112 Kinder pro Tag. Wenn Mangelernährung und Krankheiten zugleich aufträten, entstehe ein lebensbedrohlicher Teufelskreis.

UNO-Sicherheitsrat tagt zu Iran

Der Generaldirektor der International Atomic Energy Agency (IAEA), Rafael Grossi, berichtete am Freitag erneut gegenüber dem UNO-Sicherheitsrat in New York über das Ausmaß der Angriffe Israels auf Nuklearanlagen im Iran. Er forderte zum wiederholten Mal eine diplomatische Lösung für den Konflikt, um die israelischen Angriffe unverzüglich zu beenden. Die IAEA sei in der Lage, die vollständige Kontrolle über das iranische Nuklearprogramm zu garantieren, betonte Grossi.

112 Tote in Gaza

Gaza – Während sich die Medien in aller Welt bemühen, den israelischen Angriffskrieg gegen den Iran zu rechtfertigen, setzt die israelische Armee ihre Angriffe in Gaza unvermindert fort. Allein am Donnersteg wurden laut einer Information der israelischen Menschenrechtsorganisation B'Tselem in Gaza 112 Menschen getötet, darunter 22, die auf humanitäre Hilfe warteten.

Zweifel an NATO

Padua – Italien stellt kurz vor dem NATO-Gipfel die Allianz grundsätzlich infrage. Armeeminister Crosetto sagte in der norditalienischen Stadt Padua: »Die NATO hat keine Existenzberechtigung mehr.« Die Zeiten hätten sich geändert. »Die USA und die EU sind nicht mehr das Zentrum der Welt. Die NATO muß sich den veränderten Zeiten anpassen.« Um weiterhin Frieden und gegenseitige Verteidigung zu garantieren, müsse man mit dem globalen Süden zusammenarbeiten.

Gesprächsversuche

Außenminister verhandeln über Iran

Genf – Eine Woche nach dem Angriff Israels auf den Iran haben EU-Vertreter mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi in Genf erstmals über Möglichkeiten für eine diplomatische Lösung gesprochen. Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Britanniens, Johann Wadephul, Jean-Noël Barrot und David Lammy gingen allerdings mit dem Ziel in das Treffen, den Iran zum »Einlenken bei seinem Atomprogramm und zum Verzicht auf Atomwaffen« zu bewegen.

An den Gesprächen nahm auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas teil. Die EU-Vertreter kamen zunächst unter sich in der Residenz des deutschen Botschafters zusammen. Das Treffen mit Araghtschi begann gegen 15.30 Uhr im Hotel InterContinental.

Araghtschi fordert zuvor die internationale Gemeinschaft im UNO-Menschenrechtsrat auf, die Angriffe Israels auf sein Land zu verurteilen. »Jede Rechtfertigung dieses ungerechten und verbrecherischen Krieges käme einer Komplizenschaft gleich«, sagte er. Er warf Israel wegen dessen Vorgehens im Gazastreifen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

Der deutsche Außenminister Wadephul erklärte vor dem Treffen, Iran sei nun am Zug. Araghtschi forderte zunächst ein Ende der israelischen Angriffe als Voraussetzung für Verhandlungen. USA-Präsident Donald Trump hatte seine Sprecherin Karoline Leavitt am Vorabend erklären lassen, er wolle vor dem Hintergrund der anstehenden Verhandlungen innerhalb der nächsten zwei Wochen entscheiden, ob die USA als wichtigster Verbündeter Israels in den Krieg eingreifen werden.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nannte vor dem treffen der Minister in Genf das iranische Atomprogramm »eine Bedrohung«. »Das ist ein Programm, über das man auch über technische Expertise und Verhandlungen die Kontrolle zurückgewinnen muß«, sagte Macron er in Paris. Die Rückkehr zu Verhandlungen müsse Priorität haben.

Der britische Außenminister Lammy, der kurz vor dem Genfer Treffen in Washington mit USA-Außenminister Marco Rubio zusammentraf, sieht das von Trump genannte Zeitfenster als »Chance für eine diplomatische Lösung« und warnte vor einer weiteren Eskalation des Konflikts. Es sei jetzt an der Zeit, den dramatischen Szenen ein Ende zu setzen, sagte Lammy.

Israels Kriegsminister Israel Katz wies derweil die Armee an, ihre Angriffe auszuweiten und dabei verstärkt Ziele der Regierung in Teheran ins Visier zu nehmen. Auf diese Weise solle »das Regime destabilisiert werden«, sagte Katz. Staatliche Symbole sollten angegriffen und eine umfassende Evakuierung der Bevölkerung Teherans herbeigeführt werden.

Israel hat bei Luftangriffen im Iran erneut Krankenhäuser attackiert. Am frühen Freitagmorgen sei eine Klinik in der Hauptstadt Teheran durch Raketen beschädigt worden, berichteten iranische Medien. Damit wurden seit Kriegsbeginn bereits drei Krankenhäuser getroffen. Zudem wurden am Freitag drei zivile medizinische Mitarbeiter bei einem Angriff auf einen Krankenwagen getötet.

Seit Kriegsbeginn sind nach offiziellen Angaben in Israel 24 Menschen durch die iranischen Angriffe getötet sowie mehr als 800 verletzt worden. Im Iran wurden laut dem in den USA ansässigen Menschenrechtsnetzwerk HRANA bislang mindesten 657 Menschen getötet; 2.037 seien verletzt worden. Zu den Todesopfern zählen mindestens 263 Zivilisten und 164 Militärangehörige. 230 weitere Tote sowie rund 1.500 Verletzte wurden bislang nicht näher identifiziert. HRANA berichtete zudem von Angriffen auf zivile Infrastruktur. In der Hauptstadt Teheran sei ein Kinderkrankenhaus von einem Projektil getroffen worden. In der Provinz Ilam wurde ein Feuerwehrgebäude beschädigt. Bei einem israelischen Angriff auf eine Autofabrik im Westen des Landes kam es zu einem Großbrand mit Opfern.

Rußland und Ukraine setzen Gefangenenaustausch fort

Moskau/Kiew – Rußland und die Ukraine haben ihren in Istanbul vereinbarten Austausch von Kriegsgefangenen fortgesetzt. Der mittlerweile sechste Austausch fand erneut an der ukrainisch-belarussischen Grenze statt, berichtete das Verteidigungsministerium in Moskau, ohne Zahlen zu nennen. Laut Medienberichten übergaben beide Seiten die gleiche Anzahl an Gefangenen.

Wenig später bestätigte der ukrainische Präsident Selenski den Vorgang. Es handle sich dabei unter anderem aus Soldaten aus der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol im Donezker Gebiet, aber auch Soldaten, die in den Regionen Lugansk, Charkow oder Tschernigow in Gefangenschaft gerieten.

Anfang Juni hatten Moskau und Kiew bei Gesprächen in der Türkei einen Gefangenenaustausch in mehreren Etappen für Soldaten unter 25 Jahren sowie schwer verletzte und schwer kranke Gefangene vereinbart. Laut dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sollen bereits über 900 Gefangene ausgetauscht worden sein. Aus Kiew gab es bisher keine Angaben dazu. Dazu hat Moskau noch mehrere Tausend ukrainische Gefallene an Kiew überstellt.


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