Luxemburg

Importierter sozialer Sprengstoff:

Mehr Züge ab 12.12. – aber mit ausgeliehenen Lokführern

Die gute Nachricht der Fahrplanverbesserung ab 12. Dezember auf der Strecke Luxemburg – Bettemburg – Esch/Alzette – Differdingen – Rodange von halb­stündlich auf viertelstündlich mit abwechselnder Verlängerung nach Athus (bisher stündlich) und Longwy (bisher über die Strecke Luxemburg – Dippach – Petingen) hat einen kleinen, aber wesentlichen Haken: die CFL hat nicht genug Lokführer (»mécaniciens«), um die zusätzlichen Fahrten zu erledigen, denn jeder hat bereits heute mindestens einen Monat an freien Tagen abzufeiern, kann es aber nicht, soll der Betrieb weiterlaufen.

Die Züge für die Zusatzfahrten werden wohl pünktlich geliefert werden, nur liefert die Fabrik keine Lokführer mit. Da die letzten Ausschreibungen für Nachwuchs nicht wirklich berauschend waren, stellt sich die berühmte Frage: woher nehmen und nicht stehlen?
Die CFL-Direktion ist, wie wir erfuhren, in Frankreich fündig geworden. Dort gibt es zu Beginn des Winterfahrplans überschüssige Lokführer, die an die CFL ausgeliehen werden. Hurra, die Fahrten sind gesichert, hoffentlich auch ein paar Zusatztage frei für die CFL-Bediensteten, die ein bißchen mehr Erholung sicher genießen werden.

Der Nachteil der Geschichte bedeutet allerdings eine schöne Portion sozialen Sprengstoff zu importieren: die ausgeliehenen Kollegen werden ihren französischen Lohn beziehen, nicht den höheren der CFL-Lokführer, der dem entspricht, was unter Luxemburger Preisgefüge für die Aufrechterhaltung ihrer Arbeitskraft nötig ist.

Es ist schon ein Treppenwitz der Geschichte, daß ein Statut und ein Entlohnungsschema für alle erkämpft werden konnte zu jenen fernen Zeiten, als in Luxemburg mehrere Bahngesellschaften aktiv waren, heute aber sich die Anzahl verschiedener Entlohnungskategorien trotz des Weiterbestehens einer einzigen Muttergesellschaft geradezu multiplizieren. Ob das der soziale Fortschritt ist, zu dessen Absicherung die LSAP Regierungsposten wichtiger als alles andere hält?

Zwei weitere Probleme hat die CFL-Direktion hoffentlich auch geregelt: die bisherige Priorität der Güterzüge zwischen Schifflingen und Rodange einerseits, und das Problem mit den Güterzügen, die bei der Fahrt von Antwerpen herunter in Rodange durch die Scheibe donnern, weil diese dummerweise in Luxemburg auf der anderen Seite steht wie in Belgien. Bislang bedeutet das 15 Minuten Verspätung für den Personenzug nach Luxemburg, weil es zur Stromschnellabschaltung kommt. Ab 12.12. bedeutet das den Ausfall eines Zuges!

Gleiches ab 2014 mit der BRD?

Um runde 60 Mio. € hat die CFL acht dreiteilige Doppelstocktriebzüge bei der Firma Stadler in der Schweiz bestellt. Im Auftrag des Luxemburger Nachhaltigkeitsministeriums und des rheinland-pfälzischen »Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Nord« sollen sie ab 2014 auf der Strecke Luxemburg-Koblenz verkehren und im Stundentakt die Anbindung an den Fernverkehr herstellen, den die DB nicht mehr aufrecht erhalten will.

Offiziell jubelt die CFL: »Die 80 Meter langen Fahrzeuge verfügen über eine Kapazität von 300 Sitzplätzen. Kundenfreundlich gestaltete Sitzabstände für alle Fahrgäste und ein sehr komfortabler 1. Klasse-Bereich zeichnen den Innenraum aus. Zudem ist Platz für 24 Fahrräder sowie drei Rollstühle. Die elektrischen Doppelstock-Triebzüge werden mit den zwei unterschiedlichen Spannungs- und Zugsicherungssystemen ausgestattet, um den Betrieb in Luxemburg und in Deutschland zu gewährleisten. Für den Einsatz in Luxemburg ist die moderne europäische Zugsicherungstechnik ETCS bereits integriert. Die Fahrzeuge können eine maximale Geschwindigkeit von 160 km/h erreichen. Die CFL-Kapazitäten werden durch den Ankauf um 2.400 Sitzplätze erhöht.«

Das ist sehr schön und auch eine gute Nachricht – bis auf die weiterhin fehlenden Lokführer! Werden etwa für diese Fahrten deutsche Kollegen zu deutschen Löhnen ausgeliehen werden, um das Problem der CFL-Cargo zu umgehen, wo sich des öfteren deutsche Rangierlokführer ohne Französischkenntnisse schwer tun mit leider nicht Deutsch sprechenden Rangierern, die dafür auf den ehemaligen Arbed-Gleisen aufgewachsen sind?

CFL-Lehrbude wieder eröffnen!

Es gibt eine Alternative zum Ausleihen und zum Multiplizieren der Lohnkategorien: sperrt die lange Zeit optimal funktionierende Lehrbude der CFL wieder auf! Aus ihr kam immer genügend Nachwuchs für alle zu besetzenden Posten, bis sie auf Druck des Patronats, das sich durch die dortigen besseren Bedingungen zu sehr konkurrenziert sah, geschlossen wurde!

jmj