40 Jahre Greenpeace Luxemburg
In diesem Jahr feiert die 1984 von Umweltaktivisten, Pazifisten und Gegnern der Atomkraftnutzung gegründete luxemburgische Sektion von Greenpeace 40. Geburtstag. »We exist because this fragile earth deserves a voice.« (»Es gibt uns, weil diese zerbrechliche Erde eine Stimme verdient.«), hieß es am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Esch/Alzette, an der mit der Leiterin ihrer Kampagne für »nachhaltige Finanzen«, Martina Holbach, und dem Leiter der Antiatomkraftkampagne, Roger Spautz, zwei Aktivisten der ersten Stunde sowie Direktor Raymond Aendekerk und der Exbanker Frédéric Meys, mittlerweile ihr »Campaigner« für einen »System Change«, teilnahmen.
Was mit Freiwilligenarbeit begann, wird mittlerweile von 19 Hauptamtlichen weitergeführt, die, wie betont wurde, ausschließlich mit Spendengeldern bezahlt werden. Angesichts immer neuer Temperaturrekorde, auf den Klimawandel zurückzuführende Naturkatastrophen, des Weiterbetriebs der nicht weniger als die Existenz Luxemburgs und seiner Bewohner bedrohenden französischen Atomzentrale Cattenom, der beabsichtigten Lockerung der EU-Vorgaben für die sogenannte »neue Gentechnik«, der bereits erfolgten Einstufung von Atomkraft als »nachhaltig«, der Verlängerung der Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat um ein weiteres Jahrzehnt und nicht zuletzt »Greenwashing« am hiesigen Finanzplatz geht Greenpeace die Arbeit nicht aus.
Die erste medienwirksame »gewaltfreie Konfrontation« durch Greenpeace in Luxemburg fand im Jahr nach Gründung statt und richtete sich gegen bleihaltige Kraftstoffe. Pazifistische Aktionen wie die 2001 vor der USA-Botschaft in Luxemburg-Limpertsberg wurden immer seltener, obwohl die Kriegsgefahr seitdem sicher nicht kleiner wurde. Die Manifestation vor der USA-Botschaft richtete sich gegen die brandgefährliche Neuauflage der »Star Wars«-Pläne Ronald Reagans von 1983 durch Bill Clinton und George W. Bush kurz nach der Jahrtausendwende.
Die spektakulärste Greenpeace-Aktion aber fand am 25. Oktober 2002 statt, als rund 600 aus ganz Europa angereiste Aktivisten sämtliche 28 Esso-Tankstellen im ganzen Land einen Tag lang besetzten, um gegen die unverantwortliche Haltung des US-amerikanischen Ölmultis ExxonMobil in Sachen Klimaschutz zu protestieren. Siebeneinhalb Jahre später wurde Greenpeace dazu verurteilt, ExxonMobil 91.000 Euro Schadenersatz zu zahlen.
Solange brauchte der damalige CSV-Justiz- und heutige Premierminister Luc Frieden nicht. Flugs legte er der Chamber ein Gesetzesprojekt »garantissant l'usage paisible du droit de propriété et la liberté de mouvement et portant introduction d'un nouvel article 442-1 au code pénal« vor, das schnell den Beinamen »Lex Greenpeace« erhielt. Erst nach starken Protesten vor allem der Gewerkschaften, die eine Einschränkung des Streikrechts befürchteten, mußte die geplante Änderung des Strafrechts zurückgezogen werden.