Ausland28. Dezember 2020

Hilfe für hungernde Kinder

UNICEF muß in Britannien eingreifen. Labour-Abgeordneter verurteilt »politische Entscheidung«, Menschen in Armut leben zu lassen

UNICEF – der Kinderhilfsfonds der Organisation der Vereinten Nationen – stellt zum ersten Mal in seiner 70-jährigen Geschichte humanitäre Hilfe für Britanniens hungernde Kinder bereit, teilte die UNO-Spezialorganisation vor einer reichlichen Woche mit.

UNICEF versorgt in den Schulferien die Kinder von etwa 1.800 Familien im Süden Londons mit Nahrungsmitteln, als Teil ihrer allerersten nationalen Nothilfe. Die Familien in Southwark – die durch die Covid-19-Pandemie noch weiter in die Armut gedrängt worden sind – erhielten über Weihnachten 18.000 Frühstücksboxen, finanziert durch einen UNICEF-Zuschuß von 25.000 Pfund an die Wohltätigkeitsorganisation School Food Matters. Das Essenprogramm, das auch vom Southwark Council und der Southwark Food Action Alliance unterstützt wird, wird während der Schulferien im Februar weitere 6.750 Frühstücksportionen an Familien verteilen.

UNICEF bezeichnete die Coronavirus-Pandemie als die schwerste Krise, die Kinder seit dem Zweiten Weltkrieg betrifft. Anna Kettley, Programmdirektorin von UNICEF Britannien, sagte: »Diese Finanzierung wird helfen, stärkere Gemeinschaften aufzubauen, während sich die Auswirkungen der Pandemie verschlimmern. Aber letztlich ist eine längerfristige Lösung erforderlich, um die Ursachen der Nahrungsmittelarmut zu bekämpfen, damit kein Kind mehr hungern muß.«
Laut der Gründerin von School Food Matters, Stephanie Slater, wären die Familien ohne das Eingreifen von UNICEF von Lebensmitteltafeln abhängig gewesen, um genug zu essen zu bekommen. »Die Resonanz auf unser Sommer-Frühstücksboxen-Programm hat uns gezeigt, daß Familien wirklich zu kämpfen haben, und viele waren mit der düsteren Realität einer zweiwöchigen Winterpause ohne Zugang zu ko­stenlosen Schulmahlzeiten konfrontiert. Durch die Bereitstellung unserer Frühstücksboxen wissen die Familien, daß ihre Kinder einen guten Start in den Tag mit einem gesunden, nahrhaften Frühstück haben werden.«

Die Regierung sollte sich schämen, so die stellvertretende Labour-Vorsitzende Angela Rayner, daß ein Hilfsfonds, der normalerweise Ländern in Kriegs- und Katastrophengebieten hilft, eingreifen mußte, um Kinder in Britannien zu ernähren. »Wohltätigkeitsorganisationen und Unternehmen im ganzen Land haben hervorragende Arbeit geleistet und sind dort eingesprungen, wo die Regierung versagt hat, aber es hätte nie so weit kommen dürfen.«

Der Abgeordnete Richard Burgon aus Leeds-East verurteilte die Regierung für ihre »politische Entscheidung«, Menschen in Armut leben zu lassen. »Die Regierung könnte die Kinderarmut in Britannien beenden, indem sie die Superreichen dazu bringt, faire Steuern zu zahlen. Sie weigert sich aber«, sagte er.

Der offizielle Sprecher von Premierministers Boris Johnson verwies auf die »substantiellen Maßnahmen, die wir ergriffen haben, um sicherzustellen, daß Kinder durch die Pandemie nicht hungern müssen, und ich verweise auf die zusätzlichen 16 Millionen Pfund, die wir vor nicht allzu langer Zeit für Wohltätigkeitsorganisationen zur Verteilung von Lebensmitteln zugesagt haben«.

Diese 16 Millionen Pfund waren Teil einer Zusage von 400 Millionen Pfund, die die Regierung im November gegeben hat, um arme Familien in England zu unterstützen, nachdem der Fußballspieler Marcus Rashford von Manchester United monatelang eine Kampagne gegen den Hunger von Kindern geführt hatte. Der Schritt war ein bedeutendes Eingeständnis des Versagens der Regierung, die behauptet hatte, daß der Universalkredit eine angemessene Hilfe für notleidende Familien sei.

Lamat Sabin,
Morning Star
Übersetzt und bearbeitet von Melina Deymann

Erstmals verteilt UNICEF in London Nahrungspakete, um Kindern in den Weihnachtsferien den Hunger zu ersparen
(Foto: Adrian Pope/School Food Matters)