Ausland04. August 2023

Die Streikraststätte

Gräfenhausen: Lkw-Fahrer streiken weiter

von Lars Mörking

Der Streik der Lkw-Fahrer an der Raststätte Gräfenhausen geht weiter. Etwa 130 Fahrer kämpfen dort derzeit um ausstehende Lohnzahlungen. Der Rastplatz ist damit überfüllt, über Ausweichflächen wird verhandelt.

Einer der Fahrer gab gegenüber der »Frankfurter Rundschau« an, sie seien Georgier, Kasachen, Usbeken und Tadschiken. Sie alle fahren für die polnische Spedition Mazur, gegen die schon im April gestreikt wurde. Auch damals war es die Autobahnraststätte Gräfenhausen auf der A5 in Hessen, die zum Versammlungsort der Streikenden wurde. Die Fahrer verließen diese erst, nachdem alle ihr Geld erhalten hatten.

Nun gibt es wieder Probleme mit dem Geld. In weißen Buchstaben haben die Fahrer den Namen ihres Schuldners auf eine Lkw-Plane geklebt. Darunter steht: »No money«. Eine Lösung des Konflikts ist nicht absehbar, obwohl Politiker bereits beim ersten Streik versichert haben, daß sie sich für die Belange der Fahrer einsetzen. Darüber hinaus gibt es kaum noch ein Unternehmen, das öffentlich zugibt, Aufträge an den Spediteur zu vergeben. Einige geben an, ihre Zusammenarbeit mit Mazur gestoppt zu haben.

Auch Gewerkschaften sind vor Ort, sichern ihre Solidarität zu, organisieren Unterstützung. Kollegen der niederländischen Gewerkschafts-Stiftung Road Transport Due Diligence (RTDD) halfen ersten Fahrern bei Verhandlungen mit der Mazur-Gruppe. Auch die Gewerkschaft ver.di, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Faire Mobilität sind vor Ort.

ver.di stellt jedoch fest, daß nach einer kurzen Empörungswelle im April nichts passiert sei. Entlang der Lieferkette müßten Unternehmen ihre Verantwortung übernehmen, damit sich etwas ändere. Die Unternehmen, die den Gütertransport beauftragt hätten, seien für alle Beteiligten verantwortlich. Politik und Kontrollbehörden müßten ebenfalls tätig werden. Es gebe viel zu geringe Kontrolldichten, so daß hingenommen werde, daß der Straßengütertransport in Deutschland tausendfach pro Tag illegal abläuft, so ver.di.

Die Fahrer haben sich – wie im April – gegenseitig Solidarität zugesichert. Sie wollen zusammenhalten, auch wenn einige von ihnen bereits Geld erhalten sollten. Zunächst sah es auch so aus, als finde der jetzige, zweite Streik der Lkw-Fahrer in Gräfenhausen ein schnelles Ende, berichtet die »Frankfurter Rundschau«. Erste Fahrer hätten ihr Geld erhalten und ihre Fahrzeuge abgegeben. Doch nach dem ersten knappen Dutzend Fahrer waren immer mehr hinzugekommen. Übereinstimmend hätten die Fahrer berichtet, daß es (Stand Ende Juli) keine Verhandlungen mit der polnischen Spedition gebe. Eine schnelle Einigung ist also nicht in Sicht.