Luxemburg muß Strom importieren
Atomare Abhängigkeit
Laut der Aufsichtsbehörde ILR bezieht Luxemburg rund drei Viertel seines Stroms aus dem Ausland. Zwar wird immer mehr Strom durch erneuerbare Energien (Sonne, Wind, Biogas) produziert, doch auch langfristig wird das Land seinen Bedarf nicht selbst decken können. Der nationale Strommarkt wird von ENCEVO dominiert. Doch die Website science.lu blickt optimistisch in die Zukunft: Hier geht man davon aus, dass bis 2050 alle Energie aus erneuerbaren Quellen oder zumindest klimaneutral erzeugt wird.
Da der Stromverbrauch weiter steigt und somit auch die Importmengen weiter wachsen, stellt sich die Frage: Wie wird der Importstrom hergestellt? Eigentlich möchte jeder »grünen« Strom haben – manche Verbraucher haben Verträge, die ihnen das versprechen. Doch ohne Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke lässt sich der Energiehunger nicht stillen – und keine dieser drei Energiequellen ist gut für die Natur, die Umwelt und die Menschen.
Als die französische Regierung im August die Laufzeitverlängerung für das Luxemburg unmittelbar bedrohende Atomkraftwerk Cattenom bekanntgab, gab es einen hörbaren Aufschrei diesseits der Grenze.
30 Gemeinden belebten das Nationale Aktionskomitee gegen Atomkraft neu. Gefordert wird, die Milliardeninvestitionen in teure, hochgefährliche und somit nicht zukunftsfähige Atomanlagen zu stoppen.
Zeichen setzen – aber wie?
Der Protest gegen die Laufzeitverlängerung der französischen Uraltmeiler in Cattenom durch sechs Ostgemeinden ist durchaus berechtigt.
Die Argumente gegen den Weiterbetrieb sind fundiert und wissenschaftlich gestützt. Doch was helfen gute Argumente, wenn sowohl die Energiegrundversorgung der Haushalte als auch die der produzierenden Industriebetriebe sichergestellt werden muss?
Dass hierfür Antworten gefunden werden müssen, stimmt, es bleibt aber die Frage, wo sie herkommen sollen. Strom aus Kohle- oder Gaskraftwerken ist im Hinblick auf Klimaschutz und Senkung der Kohlendioxidbilanz keine realistische Option.
Ebenso sind die Versprechen vieler Anbieter, die vertraglich die Lieferung von »grünem« Strom garantieren, oft mehr Schein als Sein. Die Realität ist ernüchternd: Der Verbraucher soll mit einem solchen Vertrag die Erneuerbaren stärken.
Doch wie sollen heimische Anbieter die Stromproduktion in Zukunft »grüner« gestalten? Und warum sollten sie »Grünstromerzeugern« Marktanteile abtreten? Der in Luxemburg angebotene Strommix zeigt jedenfalls, dass der Anteil der Erneuerbaren höchstens virtuell gestaltet ist.
Luxemburg bezieht Atomstrom übrigens nicht nur aus Frankreich. Auch der aus Belgien importierte Strom stammt zu 41 Prozent aus Atomkraftwerken. Dort hatte die Regierung 2015 die Betriebsverlängerung zweier Uraltmeiler in Doel bis 2025 beschlossen.
Die jetzige Regierung hofft, eine weitere Laufzeitverlängerung durchzusetzen. Einige belgische AKW könnten so bis zum Jahr 2045 in Betrieb bleiben.