Kaleidoskop25. Mai 2023

Massensterben von Seeigeln bedroht Korallenriffe

von dpa/ZLV

Ein Massensterben von Seeigeln im Mittelmeer und im Roten Meer bedroht auch die Korallenriffe der Region. Betroffen sei unter anderem das Riffsystem in der Nähe der israelischen Küstenstadt Eilat, heißt es in einer Mitteilung der Universität Tel Aviv vom Mittwoch. Als wahrscheinlicher Auslöser der Epidemie unter Seeigeln werden bestimmte Wimperntierchen genannt. Seeigel sind wichtig für die Gesundheit von Korallenriffen. Sie fressen Algen, die sonst die Korallen überwuchern und töten. Die Riffe seien ohnehin schon extrem bedroht, nun komme noch ein weiterer Faktor hinzu, hieß es.

Eilat liegt am Golf von Akaba. Dort sei die gesamte Population binnen weniger Monate ausgelöscht worden, hieß es von den Wissenschaftlern. Ein infizierter Seeigel könne innerhalb von nur zwei Tagen zu einem Skelett ohne Gewebe werden. Betroffen ist die Art Diadema setosum, Gewöhnlicher Diadem-Seeigel genannt. Sie war im Jahr 2006 erstmals auch im Mittelmeer beobachtet worden und hatte sich seither in der Region stark ausgebreitet. Ein auf Wimperntierchen zurückgehendes Massensterben von Diadem-Seeigeln war zunächst im Januar 2022 auf den zwischen dem Atlantik und der Karibik gelegenen Jungferninseln aufgefallen. In den Monaten darauf wurden ähnliche Beobachtungen in weiten Teilen der Karibik gemacht.

Dann waren auch das Mittelmeer und rasch auch das Rote Meer betroffen. Die Epidemie breite sich in noch nie dagewesenem Tempo aus, hieß es von der Universität Tel Aviv. Für eine Region des Golfes von Akaba beispielsweise sei erfaßt, daß dort binnen weniger Wochen Tausende Seeigel starben, bis es keine lebenden Tiere mehr gab. Ähnlich sei die Entwicklung auch andernorts.

Der israelische Zoologe Omri Bronstein warnte, man müsse umgehend handeln, um noch gesunde Diadem-Seeigel zu retten. »Wir müssen einen Zuchtbestand dieser Art bewahren, in isolierten Wassersystemen, fern von Meerwasser.« Nur so könne man die Tiere retten und wieder vermehren. Die Analysen der Forscher zum Sterben des Gewöhnlichen Diadem-Seeigels wurden in den Fachmagazinen »Frontiers in Marine Science« und »Royal Society Open Science« veröffentlicht.

Über den einzelligen Parasiten als Ursache hinter dem Massensterben von Seeigeln in der Karibik hatte ein Forschungsteam im April im Fachmagazin »Science Advances« berichtet. Dort ging die Zahl Atlantischer Diadem-Seeigel (Diadema antillarum) in den betroffenen Gebieten um 85 bis 95 Prozent zurück. Über das Risiko für andere Seeigelarten ist bisher wenig bekannt.