Luxemburg28. Februar 2024

Adem am Puls des Patronats

Mit »Upskilling« und »Reskilling« sollen den Unternehmen maßgeschneiderte Jobbewerber bereitgestellt werden

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Dreieinhalb Jahrzehnte nach dem vorläufigen Sieg des Kapitalismus in der Systemauseinandersetzung und der Beseitigung sozialistischer Verkehrsformen auf dem europäischen Kontinent ist die immer wieder zu vernehmende Phrase von der »Selbstverwirklichung« durch Arbeit eine Perversion, die in Wahrheit Entgrenzung des Arbeitstages der Lohnabhängigen und maximale Ausbeutbarkeit der Ware Arbeitskraft bedeutet. Im Rahmen des seit 2015 bestehenden »Partnerschaftsabkommens« zwischen der Adem (Agence pour le développement de l'emploi) und dem Patronatsdachverband UEL (Union des entreprises luxembourgeoises) wird der hiesige Arbeitsmarkt sektorenweise unter die Lupe genommen, um den Unternehmen anhand der gewonnenen Daten und entsprechend adaptierter Weiterbildungsangebote (»reskilling« und »upskilling«) maßgeschneiderte Jobbewerber bereitstellen zu können.

Im Beisein des offenbar noch nicht in die Materie eingearbeiteten Arbeitsministers Georges Mischo präsentierte Adem-Chefin Isabelle Schlesser am Dienstag die Ergebnisse der zehnten und letzten Studie im Rahmen der von Regierung und Patronat getragenen »Future Skills Initiative«, bei der es um die »aktuellen und künftigen Chancen auf dem Arbeitsmarkt« für IT-Berufe ging. Dazu wurden die der Adem von den Unternehmen zwischen 2015 und 2022 gemeldeten freien Stellen untersucht.

Dabei kam unter anderem heraus, daß sich die Zahl der naturgemäß auf sämtliche Wirtschaftsbereiche verteilten offenen IT-Arbeitsplätze im Berichtszeitraum auf mehr als 5.000 Stellen fast verdreifacht hat. Zuletzt seien Schaffende mit abgeschlossenen Ausbildungen (möglichst an einer Hochschule und möglichst in Verbindung mit einer mehrjährigen Berufserfahrung) in den Bereichen IT-Entwicklung, Datenmanagement und -analyse, IT-Beratung, IT-Administration und IT-Sicherheit »von Unternehmen am stärksten nachgefragt« worden. In diesen Kategorien gebe es mehr offene Stellen als Bewerber, sagte Frau Schlesser, auch wenn die Wachstumskurve zuletzt eine Delle aufgewiesen habe.

Zu den von den Unternehmen geforderten Kompetenzen hieß es, meist werde in Stellenausschreibungen Wert auf das Beherrschen der gängigen Programmiersprachen SQL, Java oder Python gelegt, aber auch bei Kompetenzen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sei ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Ziel der sektoriellen Studien sei es, »Nachfrage und Angebot auf dem Arbeitsmarkt« künftig »besser aufeinander abzustimmen«, indem die Adem ihr »Angebot an 'Upskilling' und 'Reskilling' so gut wie möglich auf die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse der Unternehmen abstimmt«. Derzeit gebe es 13 IT-Schulungen für bei ihr eingeschriebene Arbeitslose. In den beiden vergangenen Jahren habe es sich bei fast 2.300 der rund 6.000 von der Adem angebotenen individuellen Weiterbildungsmöglichkeiten für Arbeitslose um IT-Kurse gehandelt.

»Um die Transparenz auf dem Arbeitsmarkt noch zu erhöhen«, hat die Adem gestern ihr neues interaktives Dashboard »JobInsights« freigeschaltet (www.jobinsights.lu). Dort kann sich jeder Interessierte »über Beschäftigungsmöglichkeiten und Trends bei Berufen und Qualifikationen informieren«.