Kaleidoskop14. August 2021

Elefanten beenden Langen Marsch durch China

von dpa/ZLV

Im Internet sind die seit über einem Jahr quer durch China ziehenden Elefanten Stars, die auf Schritt und Tritt verfolgt werden. Drohnen mit Kameras liefern beeindruckende Aufnahmen, wie die Dickhäuter hintereinander friedlich die Landstraße entlangstampfen oder sie mit ihren Kälbern aneinandergekuschelt, aufgereiht zwischen Bäumen am Boden liegen und friedlich schlafen.

Doch nicht immer sind die Riesen nur niedlich. Auf ihrer Wanderschaft haben sie Felder verwüstet, Ernten geplündert, sind über Straßen durch Dörfer und Städte gezogen. Einige Hundert Zwischenfälle wurden gezählt. Die Elefanten, die durchaus aggressiv werden können, wenn sie sich bedroht fühlen, werden gelegentlich als »gestreßt« beschrieben. Kein Wunder, wenn sich regelmäßig Schaulustige um sie versammeln. Auch Flugkörper mit Kameras kreisen über ihren Köpfen.

Bald könnte der Rummel ein Ende haben. So berichtete Professor Chen Mingyong von »einem wichtigen Schritt, die Harmonie zwischen Elefanten und Menschen wieder herzustellen«. Tausende Helfer waren in den vergangenen Wochen damit beschäftigt, die Tiere Richtung Süden in ihr altes Reservats Xishuangbanna zu locken.

Mit Lkw wurden Straßen abgesperrt und Futter ausgelegt, um die 14 Elefanten zu leiten. Auch Elektrozäune und eigens für die Elefanten angelegte Straßen halfen dabei, die Herde zu lenken.

Als besonders schwierig erwies es sich, sie zurück über den Yuanliang-Fluß zu leiten. Der Hinweg war kein Problem, denn es herrschte Trockenheit. Doch nun während der Regenzeit sei die Strömung teilweise selbst für die Elefanten zu stark, weshalb die Helfer einen anderen Weg wählten und die Tiere am vergangenen Sonntag mit Erfolg über eine alte Betonbrücke führten. Auf der anderen Seite des Flusses herrschen bessere Bedingungen für die Herde.

Die Route sei wissenschaftlich geplant gewesen, berichtet Yang Yingyong, ein Mitglied des Elefantennotfallkomitees, stolz. Nun soll alles dafür getan werden, daß die Tiere auch die letzten 200 bis 300 Kilometer in ihre alte Heimat ungestört zurücklegen können. Doch ob sie dort bleiben werden, ist fraglich. Zwar ist unklar, warum sich die Herde überhaupt auf ihre mehr als 1.300 Kilometer lange Wanderschaft begeben hat. Doch wie so oft spricht vieles dafür, daß der Mensch schuld ist. So sei das Naturreservat in Xishuangbanna um 40 Prozent geschrumpft, berichtet Professor Zhang Li von der Pädagogischen Universität in Peking.

Landwirtschaft und Siedlungen verdrängen den Wald. Besserer Schutz der Elefanten, auch vor Wilderern, hat ihre Zahl in China aber von 180 in den 80er Jahren auf mittlerweile wieder 300 steigen lassen. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, haben die Behörden nun die Ausweisung eines neuen Nationalparks für asiatische Elefanten im Regenwald beschleunigt. Und dennoch: »Die Antwort auf die Frage, ob die Elefanten wieder nach Norden ziehen werden, ist mit ziemlicher Sicherheit „ja"«, sagte die chinesische Elefantenexpertin Shen Qingzhong.