Kaleidoskop20. Juni 2025

Opulente Optik aus dem Sternbild Sculptor:

Eine Galaxie, wie in Tausenden Farben gemalt

von dpa/ZLV

Garching/Heidelberg – Was aussieht wie ein Kunstwerk, ist tatsächlich ein aus riesigen Datenmengen zusammengesetztes Abbild einer Galaxie: Die Europäische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre hat ein extrem detailreiches Bild der Sculptor-Galaxie veröffentlicht, zu der eine Studie im Fachblatt »Astronomy & Astrophysics« erscheint.

»Wir können heranzoomen, um einzelne Regionen, in denen Sterne entstehen, fast im Maßstab einzelner Sterne zu untersuchen, aber wir können auch herauszoomen, um die Galaxie als Ganzes zu betrachten«, erklärte Mitautorin Kathryn Kreckel von der Universität Heidelberg in Süddeutschland.

Um das Bild zu erstellen, beobachteten die Forscher mit einem speziellen Instrument am VLT (Very Large Telescope) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in der chilenischen Atacama-Wüste die Galaxie gut 50 Stunden lang. Im Nachhinein wurden mehr als 100 Aufnahmen zusammengefügt, um einen Teil der Galaxie darzustellen, der einen Durchmesser von etwa 65.000 Lichtjahren hat.

Je mehr Farbtöne von Sternen, Gas und Staub vorhanden sind, desto mehr Hinweise können die Wissenschaftler daraus auf Alter, Zusammensetzung und Bewegung der Galaxie ziehen. Die neueste Momentaufnahme der Sculptor-Galaxie enthält viele Tausend Farben – eine leuchtende Montage aus Violett-, Rosa- und Gelbtönen – im Vergleich zu nur einer Handvoll auf herkömmlichen Bildern.

Das Team hat anhand der Bilder bereits 500 planetarische Nebel entdeckt, Wolken aus Gas und Staub sterbender Sterne, die als kosmische Wegweiser ​​dienen können. »Die Sculptor-Galaxie ist für so eine Studie ideal«, sagte der italienische ESO-Forscher Enrico Congiu. »Sie ist nah genug, daß wir ihre innere Struktur auflösen und ihre Bausteine mit unglaublicher Detailgenauigkeit untersuchen können, aber gleichzeitig auch groß genug, daß wir sie noch als Ganzes betrachten können.«

Die Galaxie mit der Katalognummer NGC 253 liegt im Sternbild Sculptor (Bildhauer) und ist nach ESO-Angaben rund elf Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie gehört damit zu unserer »kosmischen Nachbarschaft«.

Das VLT ist ein aus vier Einzelteleskopen bestehendes astronomisches Großteleskop, dessen Spiegel zusammengeschaltet werden können. Nach Angaben der ESO ist es das »Vorzeigeobservatorium der europäischen bodengebundenen Astronomie« und das »höchstentwickelte optische Instrument der Welt«. Die Teleskopanlage auf dem Berg Cerro Paranal im Norden Chiles erlaube einen besonders tiefen Blick ins Weltall und biete sehr hohe Auflösungen.