Kaleidoskop07. Juli 2023

Letzte Ariane-5-Rakete ins All gestartet

von dpa/ZLV

Die letzte Ariane-5-Trägerrakete ist in den Weltraum abgehoben – doch für die Europäische Raumfahrtagentur ESA ist das kein Grund zum Jubeln. Denn nach dem Start der Rakete in der Nacht zum Donnerstag vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana fehlen der ESA nun vorerst die Mittel, um große Satelliten ins All zu befördern. Und auch bei den leichteren Satelliten gibt es derzeit Probleme.

Die Ariane 5, deren Oberstufe mehr als 25 Jahre lang im norddeutschen Bremen gefertigt wurde, entwickelte sich in ihrer langen Geschichte schnell zum Weltmarktführer für den Transport von Telekomsatelliten und sicherte zugleich den Zugang der ESA-Länder zum Weltall. Zu den bedeutenden Flügen der Trägerrakete gehörten 2021 die mit dem James-Webb-Teleskop als Nachfolger von Hubble, 2018 die mit der BepiColombo-Sonde zum Merkur und mit den Galileo-Satelliten, die die Unabhängigkeit der EU im Bereich der Navigation ermöglicht haben.

Wie der Raketenbetreiber Arianespace mitteilte, startete die letzte Ariane 5 mit dem deutschen Telekomsatelliten »Heinrich Hertz« und dem französischen Militärsatelliten »Syracuse 4B« an Bord. Der Betreiber gehört zur ArianeGroup, die wiederum ein Gemeinschaftsunternehmen des »europäischen« Luftfahrtkonzerns Airbus und des französischen Triebwerkherstellers Safran ist.

Für die Ariane 5 war es der 117. Start seit 1997. Ihre Nachfolgerin, die Ariane 6, hätte eigentlich schon vor drei Jahren ihre Premiere haben sollen. Doch der Erstflug der Rakete wurde mehrfach verschoben. Mittlerweile peilt die ESA den Start für Ende des Jahres an – und damit mit drei Jahren Verspätung.

Mißlich ist die Lage für die ESA, weil es auch bei der Trägerrakete für leichtere Satelliten hakt. Die frischeingeweihte Vega C hatte bei ihrem ersten kommerziellen Flug Ende 2022 einen Fehlstart hingelegt und bleibt erstmal am Boden. »Ab Mitte dieses Jahres haben wir keinen garantierten Zugang Europas zum All mit europäischen Trägerraketen und das ist für uns alle ein riesiges Problem«, hatte ESA-Chef Josef Aschbacher die Lage beschrieben.

Laut ESA begann die Krise vor knapp einem Jahr, als die russische Raumfahrtagentur Roskosmos angesichts der gegen Rußland verhängter USA- und EU-Sanktionen entschied, ihre Sojus-Raketen vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou abzuziehen. Wann genau die ESA die Vega C wieder einsetzen will, steht noch nicht fest. Erwartet wird, daß sie noch in diesem Jahr wieder abhebt. Die Vega C ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die seit 2012 leichte Satelliten ins All bringt.