Kaleidoskop05. März 2022

Anna Netrebko sagt Auftritte in New York und Berlin ab

von dpa/ZLV

Die New Yorker Metropolitan Opera hat ihre Zusammenarbeit mit der russischen Sopranistin Anna Netrebko auf Eis gelegt. Die Sängerin hat alle ihre geplanten Auftritte an der Met für die kommenden Monate abgesagt, darunter ihrer Rolle in »Turandot« im April und Mai sowie im »Don Carlos« in der kommenden Saison. Netrebkos Part in »Turandot« soll ausgerechnet die ukrainische Sopranistin Liudmyla Monastyrska übernehmen.

»Es ist ein großer künstlerischer Verlust für die Met und für die Oper insgesamt«, sagte Peter Gelb, der Direktor des Opernhauses in der US-amerikanischen Ostküstenmetropole. »Anna ist eine der großartigsten Sängerinnen in der Geschichte des Opernhauses, aber wenn Putin unschuldige Opfer in der Ukraine umbringt, gibt es keinen anderen Weg.« Zuvor hatte die Met bereits angekündigt, vorerst nicht mehr mit Künstlern oder Institutionen zusammenarbeiten zu wollen, die den russischen Präsidenten Wladimir Putin »unterstützen«.

Auch ihre Teilnahme an einer für den Juni geplanten »Turandot«-Neuproduktion in Berlin hat Netrebko zurückgezogen. Zuvor hatte Matthias Schulz, der Intendant der Staatsoper Unter den Linden, die Künstlerin aufgefordert, »sich unmißverständlich vom völkerrechtswidrigen Vorgehen der russischen Regierung in der Ukraine« zu distanzieren. Auf diese Bedingung seitens des Opernhauses reagierte die Starsopranistin nun mit der Absage ihres Engagements.

Schulz schrieb daraufhin: »Wir schätzen Anna Netrebko als herausragende Sängerin und es verbindet uns eine langjährige, künstlerische Partnerschaft. Gleichzeitig sehen wir angesichts des brutalen Krieges keine Möglichkeit für eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit.« Der Intendant betonte aber gleichzeitig, russische Künstler würden auch weiterhin an der Staatsoper in der deutschen Hauptstadt auftreten.

Schon vor Tagen hat sich Netrebko öffentlich gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen. »Ich bin Russin und liebe mein Land, aber ich habe viele Freunde in der Ukraine, und der Schmerz und das Leid brechen mir das Herz. Ich möchte, daß dieser Krieg aufhört und die Menschen in Frieden leben können«, hatte die Sängerin geschrieben. Ihr Ehemann, der aserbaidschanische Startenor Yusif Eyvazov, hatte eine fast wortgleiche Erklärung veröffentlicht, in der aber auch betont wurde, man sei dagegen, »Künstler oder irgendeine öffentliche Person zu zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen und ihr Vaterland zu beschimpfen«.

Dies solle eine freie Entscheidung sein. »Ich bin keine politische Person«, erklärte Netrebko. »Ich bin keine Expertin für Politik. Ich bin Künstlerin und mein Ziel ist es, über politische Unterschiede hinweg zu vereinen.«