Kaleidoskop31. Januar 2023

Wiener Reichskrone wird genau unter die Lupe genommen

von dpa/ZLV

Die 1.000 Jahre alte Krone der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wird so gründlich wie noch nie wissenschaftlich untersucht. Das auf drei Jahre angelegte Projekt »Crown« am Kunsthistorischen Museum (KHM) Wien nimmt die achteckige, dreieinhalb Kilogramm schwere und mit 172 Edelsteinen und 224 Perlen besetzte Wiener Reichskrone unter die Lupe. Das KHM werde damit einer der zentralen Aufgaben von Museen gerecht, nicht nur zu bewahren, sondern auch zu forschen, sagte am Montag Direktorin Sabine Haag in der österreichischen Hauptstadt.

Die Experten erhoffen sich unter anderem Hinweise zum genauen Entstehungsdatum der Reichskrone – wissenschaftlich diskutiert werden das 10. oder 12. Jahrhundert – und zu den dabei verwendeten Technologien. Bereits rausgefunden wurde unter anderem, daß ein roter Spinell, er ähnelt einem Rubin, möglicherweise zur Verbesserung seiner Leuchtkraft einer Temperatur von 1.000 Grad ausgesetzt wurde. »Was wir hier machen ist Grundlagenforschung im besten Sinn des Wortes und es ist ein Baustein in dem komplexen Thema, was die Geschichte der Reichskrone betrifft«, sagte Projektleiter Franz Kirchweger. So sind im ersten Projektjahr rund 60.000 Fotos in bis zu 2.500-facher Vergrößerung entstanden.

Die auffallend große und schwere Krone, Teil der vollständig erhaltenen Reichskleinodien, sei im Lauf der Jahrhunderte durch ihren Gebrauch immer wieder auch beschädigt worden. Bei einem Sturz auf den Boden seien Steine herausgebrochen, die ersetzt worden seien, so Kirchweger. Die Krone war jahrhundertelang im süddeutschen Nürnberg deponiert, bevor sie 1796 aus Sorge vor den immer weiter vorrückenden französischen Revolutionstruppen unter Napoleon Bonaparte nach Wien gebracht wurde. Heute ist sie eines der spektakulärsten Objekte in der Schatzkammer des Museums. Kooperationspartner des noch bis Ende übernächsten Jahres laufenden Projekts sind unter anderem der Pariser Louvre und das Bayerische Nationalmuseum in München.

Historisch gehörte auch die Grafschaft Luxemburg, die 1354 von Kaiser Karl IV. zum Herzogtum erhoben wurde, zum Heiligen Römischen Reich, das erst seit dem Ende des 15. Jahrhunderts Heiliges Römisches Reich deutscher Nation genannt wurde. 1308 wurde Heinrich von Luxemburg zum römisch-deutschen König gewählt. Sein Sohn Johann wurde 1310 König von Böhmen.