Afrikas Gletscher haben nur noch rund 25 Jahre
Die wenigen Gletscher Afrikas schwinden einer Studie zufolge im Zuge der Klimakrise rasch – und könnten bis Mitte des Jahrhunderts verschwunden sein. Auf dem 5.895 Meter hohen Kilimandscharo in Tansania, dem bis zu 5.199 Meter hohen Mount-Kenya-Massiv in Kenia und dem Ruwenzori-Gebirge an der Grenze zwischen Uganda und der Demokratischen Republik Kongo (bis zu 5.109 Meter hoch) haben sich die Eisflächen allein seit Beginn des 21. Jahrhunderts mehr als halbiert, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift »Environmental Research«.
Für die Studie hatten Wissenschaftler der Universitäten Innsbruck in Österreich, Erlangen-Nürnberg in Deutschland, Otago in Neuseeland und Massachusetts in den USA hochauflösende Satellitenaufnahmen ausgewertet. Damit habe die Gruppe eine Lücke geschlossen, denn Daten aus den vergangenen Jahren habe es nicht gegeben, teilte die deutsche Wissenschaftlerin Anne Hinzmann am Montag in Erlangen mit. Die letzten Messungen gab es 2005 am Ruwenzori-Gebirge, 2011 am Kilimandscharo und 2016 im Mount-Kenya-Massiv.
Dabei zeigte sich laut der neuen Auswertung, daß die größte Eisfläche des afrikanischen Kontinents am Kilimandscharo von 11,4 Quadratkilometern im Jahr 1900 auf nur noch 0,98 Quadratkilometer in den Jahren 2021 und 2022 zurückgegangen war. Im Mount-Kenya-Massiv schrumpfte die Eisfläche von 1,64 Quadratkilometern im Jahr 1899 auf 0,07 Quadratkilometer 2021/2022, im Ruwenzori-Gebirge ging sie von 6,51 Quadratkilometer im Jahr 1906 auf 0,38 Quadratkilometer 2021/2022 zurück. »Seit die Gletscherflächen um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert zum ersten Mal kartiert wurden, sind mehr als 90 Prozent ihrer Flächen verschwunden«, erläuterte Expertin Hinzmann.
Die drei tropischen Gletscherregionen liegen der Studie zufolge so hoch, daß der Rückgang der Eisfläche dort im Gegensatz zu zum Beispiel den Alpen nicht unmittelbar auf steigende Temperaturen dort zurückzuführen ist. Eine wichtige Rolle spielen hingegen veränderte Niederschläge. Die Regenzeiten fielen seit Ende des 19. Jahrhunderts trockener aus, so daß sich weniger Eis bilde und der Gletscher sich zurückziehe, hieß es. Außerdem gebe es mehr wolkenlose Tage, an denen Sonnenschein selbst bei Minusgraden das Eis schmelzen lasse.