Luxemburg25. Juli 2023

Bettel für drei Tage in Südkorea

Premier nimmt mit Kriegsveteran an Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstands im Koreakrieg teil

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Bis heute befindet sich die unter der Republik Korea im Süden und der Demokratischen Volksrepublik Korea im Norden aufgeteilte koreanische Halbinsel formal im Kriegszustand, weil nach dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Seit Kriegsende trennt eine vier Kilometer breite und etwa 250 Kilometer lange Demilitarisierte Zone die beiden koreanischen Staaten. Die an den Grenzstreifen angrenzenden Gebiete werden auf beiden Seiten streng bewacht. Vor allem, um am Donnerstag an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstands im Koreakrieg teilzunehmen, wird Premierminister Xavier Bettel heute in Südkorea erwartet.

Zusammen mit dem Regierungschef reist der 1930 in der zur Gemeinde Burscheid gehörenden Ortschaft Kehmen geborene Koreakriegsveteran Léon Moyen, der sich im Dezember 1950 und abermals nach einer in Japan auskurierten Kriegsverletzung im Februar 1952 freiwillig zum Kriegsdienst an der Seite der USA gemeldet hatte und nun im kanadischen Toronto lebt, in die südkoreanische Hauptstadt Seoul und von da weiter in die südöstliche Hafenstadt Busan, wo die Feierlichkeiten zum Waffenstillstand stattfinden werden.

Erst nach verlustreichen Kämpfen und zähen Verhandlungen kam es am 27. Juli 1953 in dem unwirtlichen Ort Panmunjom auf der Höhe des 38. Breitengrads zum bis heute währenden Waffenstillstandsabkommen. Nach konservativen westlichen Schätzungen kamen während der offenen Kriegshandlungen vom 25. Juni 1950 bis zum 27. Juli 1953 mehr als 4,6 Millionen Koreaner ums Leben, einschließlich drei Millionen Zivilisten im Norden und einer halben Million Zivilisten im Süden der Halbinsel. Ungefähr 40.000 Blauhelmsoldaten der UNO (davon 36.000 US-Amerikaner) verloren in Korea ihr Leben. Wenngleich die Opferzahlen der chinesischen Freiwilligenverbände früher mit weit über 300.000 angegeben wurden, bezifferten chinesische Behörden diese im Jahr 2010 mit 183.108 Soldaten und Offizieren – unter ihnen auch Mao Zedongs ältester Sohn Mao Anying.

1945, nach dem alliierten Sieg im Zweiten Weltkrieg, hatten die Koreaner gehofft, sie würden von der seit 1910 bestehenden japanischen Kolonialherrschaft befreit. Doch schon vor Kriegsende hatten sich die späteren Siegermächte USA und Sowjetunion darauf verständigt, Korea entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen aufzuteilen und das Land zunächst treuhänderisch zu verwalten. Zu diesem globalstrategischen Patt kehrten die USA und die Sowjetunion mit dem Waffenstillstandsabkommen vom 27. Juli 1953 zurück.

In Südkorea sind bis heute rund 28.500 US-Soldaten stationiert, die zusammen mit südkoreanischen Soldaten in regelmäßig stattfindenden Großmanövern »Enthauptungsschläge« gegen nordkoreanische Kommandozentralen simulieren. Dank dieses »Schutzschilds« konnte der seit Anfang Mai 2022 amtierende konservative südkoreanische Präsident Yoon Seok-youl, der Premier Bettel und Veteran Moyen heute in Seoul empfangen will, der Demokratischen Volksrepublik im Norden im Präsidentschaftswahlkampf mit einem »Präventivschlag« drohen.