Kaleidoskop20. Mai 2023

Neuer Regen und neue Überschwemmungen in Norditalien

von dpa/ZLV

In der Emilia-Romagna steigt die Zahl der Überschwemmungstoten und nach nur einer kurzen Regenpause auch wieder das Wasser. Von einem »epochalen Unglück« sprach Massimo Isola, Bürgermeister der Stadt Faenza, am Freitag im italienischen Fernsehen. Kurz zuvor war in seiner Gemeinde die Leiche eines älteren Mannes gefunden wurden, Presseberichten zufolge vor seinem Haus im Schlamm. Es ist der 14. Tote nach den schweren Unwettern in Norditalien.

Während mancherorts die Menschen mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren und sich vor den Häusern zerstörte Möbel und andere Habseligkeiten stapelten, herrschte weiter oberste Alarmstufe. Vor allem rund um die Stadt Ravenna spitzte sich die Lage gestern wieder zu. Nachdem es wieder angefangen hatte zu regnen, traten erneut Flüsse über die Ufer. Wasser strömte über eine Schnellstraße hinweg direkt in Richtung Stadtzentrum. Viele Einwohner der Stadt nahe der Adria wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen, Polizisten gingen von Tür zu Tür. Mehr als 20.000 Personen wurden allein dort evakuiert.

Die neuen Regenfälle vergrößerten die Sorgen der Menschen. Die Niederschläge dürften zwar »nicht vergleichbar« sein mit jenen, die Anfang der Woche zu katastrophalen Folgen führten, sagte Irene Priolo, Vizepräsidentin der Region, im italienischen Fernsehen. Der Regen könne aber vor allem zu weiteren Erdrutschen führen.

In einem Ortsteil der Gemeinde Sarsina waren mehr als 300 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten, sagte Bürgermeister Enrico Cangini laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Von vier Straßen, die zu deren Häusern führten, sei nur noch eine von Einsatzwagen zu befahren – die brachten unter anderem Trinkwasser. »Einige Leute wurden mit Hubschraubern evakuiert«, sagte Cangini.

Unterdessen wurde berichtet, daß der Canale Emiliano Romagnolo, ein quer durch die Region verlaufender Kanal, an manchen Stellen übergelaufen ist. Menschen, die in der Nähe wohnten, wurden aufgefordert, in höhere Stockwerke zu gehen. Arbeiter versuchen nun mit Baggern, gebrochene Dämme wieder zu schließen. Viele Hundert Einsatzkräfte von Feuerwehr, Zivilschutz, Militär und anderen Organisationen sowie unzählige Freiwillige aus allen Landesteilen sind seit Tagen in der Emilia-Romagna im Einsatz. Für die kommenden Tage bleibt es vielerorts bei der höchsten Alarmstufe.

Während die Gegenden rund um Imola, Forli, Cesena und Ravenna schwer getroffen werden, kamen die vor allem bei Touristen beliebten Orte an der Adriaküste wie beispielsweise Rimini glimpflich davon. Das berichtete Tourismusministerin Daniela Santanchè am Freitag: »Die einzig positive Nachricht, wenn man bei dieser Tragödie überhaupt von positiv sprechen kann, ist, daß Hotels und die Küstenstreifen weniger stark beschädigt wurden als die Gegenden im Landesinneren.«