Luxemburg26. Februar 2021

Erneut kritisches Infektionsgeschehen: Änderung der Impfstrategie soll helfen

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Am Donnerstagmorgen informierte Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) über die aktuelle Lage in der Corona Pandemie. Die Lage habe sich in den letzten Wochen wieder zugespitzt. Luxemburg kratzt an der vom deutschen Robert-Koch-Institut ausgegebenen Inzidenzschwelle von 200 Neuinfektionen in 7 Tagen auf 100.000 Einwohner, was eine deutsche Einstufung als »Hochinzidenzgebiet« bedeuten würde. Damit würden neue Reise-Restriktionen auf das Land zukommen.

Zurückzuführen sei die aktuelle Lage auch auf die sogenannte »britische« Virusvariante B.1.1.7, welche sich deutlich leichter verbreitet, als das Ursprungsvirus von Covid-19, wie Santé-Direktor Dr. Jean-Claude Schmit erklärte. Aufgrund der wesentlich leichteren Übertragung der Varianten sei es notwendig, die hygienischen Regeln weiterhin und verstärkt konsequent einzuhalten. B.1.1.7 mache mittlerweile hierzulande über die Hälfte der Neuinfektionen aus, während die »südafrikanische Variante« wesentlich seltener festgestellt wurde. Lenert erklärte, daß es eben immer wieder dasselbe Prinzip sei: Wer mehr teste und überprüfe, fände auch mehr. Dies gelte auch nachwievor für die PCR-Tests. Die Positivitätsrate liege weiterhin unter jener der Nachbarländer, genau wie die Auslastung der Intensivstationen.

Was die administrativen Coronabeschränkungen angehe, bei denen ja Unterschiede zu den Nachbarländern bestehen, wie die reißerischen Boulevard-Artikel mancher deutscher Medien zum Thema Friseure zeigten, fahre Luxemburg mit seiner eigenen Strategie ganz gut, so Lenert und betonte, daß diese nicht so lasch sei, wie immer angenommen. Dennoch bleibe die Ansteckung im privaten Bereich das größte Problem, weshalb Kontakte weiterhin minimiert werden sollten.

Luxemburg ist in dieser Pandemie aufgrund seiner geographischen Lage als Transitland mit vielen Pendlern nicht vergleichbar mit seinen großen Nachbarn. Viele kleine Staaten in Europa haben derzeit mit hohen Fallzahlen zu kämpfen.

Mehr Risiko bei der Impfstrategie

Paulette Lenert scheint diese Lagebetrachtung zu teilen: Sie verkündete am Donnerstagmorgen eine Änderung der Impfstrategie, um der Lage Herr zu werden: Die jeweils zurückbehaltene Reserve der zweiten Dosis vom AstraZeneca-Impfstoff soll in den kommenden zwei Monaten halbiert werden, um zügiger voranzukommen. Die Studien hätten bewiesen, daß der AZ-Impfstoff bereits nach einer ersten Dosis einen guten Teilschutz biete. Man wolle dennoch den Zeitraum von 10 Wochen zwischen den Verabreichungen der beiden Impfdosen einhalten. Nur eben könne im Rahmen der neuen Strategie keine hundertprozentige Garantie mehr gegeben werden, daß die zweite Dosis vorrätig ist. Die Abhängigkeit von den Lieferzusagen steigt somit. Dr. Schmit wies noch einmal darauf hin, daß AZ mit Blick auf die »britische« Variante ein sehr guter Impfstoff sei, welcher insbesondere auch schwere Verläufe der Infektion mit der »britischen« Variante verhindere.

So wolle man im Impf-Rennen schneller Boden gut machen. Gleichzeitig sollen Schnelltests als »Game Changer« fungieren, wie Lenert es nannte. Aktuell würden verschiedene Schnelltests getestet. Man wolle sich auf ein paar Hersteller stützen.

Thema Grenzen

Aktuell werden an der deutsch-französischen Grenze zum Département Moselle wieder schärfere Kontrollen vorbereitet und Nicht-Berufspendler können nur noch mit negativem Testresultat die Grenze nach Frankreich passieren, während Berufspendler keinen brauchen. Ob das Virus zwischen den Kategorien tatsächlich einen Unterschied macht, ist nicht gewußt, jedoch erklärte Lenert zu der Thematik, daß man sich darauf vorbereite, die nach Luxemburg kommenden Berufspendler verstärkt zu testen. Zur Grenzsituation generell wollte sich die Ministerin nicht äußern.