Luxemburg18. Mai 2022

Post-Gruppe: Mehr Umsatz, weniger Gewinn

Öffentliches Unternehmen zahlt Staat für 2021 keine Dividende. Telekom bleibt Zugpferd. Generaldirektor verteidigt Filialschließungen

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Im Geschäftsjahr 2021 hat die Post-Gruppe ihren Umsatz leicht um vier Prozent auf nun knapp 900 Millionen Euro steigern können. Zugpferd bleibe mit einem Umsatzanteil von 486 Millionen Euro der Telekombereich, so am Dienstag ihr Generaldirektor Claude Strasser auf der Bilanzpressekonferenz in der (noch) nicht von der Schließung bedrohten Postfiliale am hauptstädtischen Bahnhof. Es gebe »keinen Grund zu Pessimismus«, daß der Nettogewinn der Gruppe »nach vier Jahren Zuwachs« im vergangenen Jahr um 7,5 Millionen auf nur noch 28,7 Millionen Euro gesunken sei, so Strasser. Verwaltungsratspräsident Serge Allegrezza schob nach, für 2021 werde der »Établissement public« der Staatskasse keinen Cent an Dividende zahlen können.

Dafür, so Allegrezza, habe die Post-Gruppe ihre Investitionen im vergangenen Jahr um 13 Millionen auf 150 Millionen Euro gesteigert, so daß man in den vergangenen Jahren rund eine halbe Milliarde Euro allein ins Glasfasernetz gesteckt habe. Viel Geld sei auch in die 5G-Einführung, die Entwicklung von Telekom-Software und den Bau des Hauptsitzes der Gruppe, der bis Jahresende bezugsfertig sein soll, gesteckt. Der Verwaltungsratspräsident betonte, abgesehen vom künftigen Hauptsitz seien die 2021 getätigten Investitionen gänzlich aus dem eigenen Cashflow-Überschuß finanziert worden, man habe ansonsten »keinerlei staatliche Zuwendungen« erhalten. Nach netto 28 Neueinstellungen zählte die Post-Gruppe zum Ende des vergangenen Jahres 4.725 »Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit 55 verschiedenen Nationalitäten«.

Zum »größten Leistungsträger« Telekom hieß es weiter, trotz eines »strukturellen Rückgangs der Festnetztelefonie«, die wegen des Lockdowns im ersten Pandemiejahr 2020 noch einen kurzzeitigen Aufschwung verzeichnet habe, sei der konsolidierte Umsatz dieses Bereichs um 1,3 Prozent gestiegen. Zurückzuführen sei dies auf einen »Anstieg der Segmente Mobilfunk und Business Solutions für Unternehmen«. Angesichts einer erwarteten Zunahme des Datenverbrauchs um über 30 Prozent pro Jahr solle die Glasfaserabdeckung bereits bis 2025 von derzeit 77 auf 90 Prozent der Haushalte im Land ausgebaut werden. Die übrigen zehn Prozent müssen sich noch länger mit den guten alten Kupferleitungen begnügen.

Der Umsatzrückgang im Finanzbereich (um fast neun Prozent auf 22,2 Millionen Euro) erklärte der Generaldirektor mit gesunkenen Zinserträgen. In der Coronakrise sei die Sparquote (mangels Möglichkeiten zum Geldausgeben) gestiegen, so daß die Post vom zweiten bis vierten Trimester der Europäischen Zentralbank jeweils über zwei Millionen Euro an Negativzinsen habe zahlen müssen.

Zur gelben Post hieß es, der klassische Briefverkehr nehme immer mehr ab, während die Postboten im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viele Päckchen wie noch vor fünf Jahren ausgetragen hätten. Ihre Zahl stieg seit 2017 von 2,7 auf 6,9 Millionen pro Jahr. Die Zahl der pro Jahr verschickten Briefe, an denen man deutlich mehr verdiene als an Päckchen, sei derweil von 134 auf 117 Millionen gesunken – und da sind die (2021) elf Millionen Briefe schon mitgezählt, die im Zusammenhang mit der Pandemie unter anderem von der CNS verschickt wurden.

Auch auf die Schließung von Postbüros in vielen Gemeinden ging der Generaldirektor ein: Die Zahl der am Postschalter vorgenommenen Überweisungen und anderen Bankgeschäfte sei zwischen 2017 und 2021 von einer Million auf eine halbe Million gesunken. Es ist das alte Henne-Ei-Problem, und entsprechend seiner neoliberalen Prägung ist für Strasser klar, daß erst die Postbankkunden wegblieben, und dann die vielen Filialen dichtgemacht oder ihre Öffnungszeiten derart zusammengestrichen wurden, daß Berufstätige es jedenfalls nach der Arbeit nicht mehr rechtzeitig vor Schalterschluß in die Post schaffen können. Die KPL hat in den vergangenen Wochen und Monaten in Esch/Alzette, Beles und Rümelingen Protestaktionen gegen die Schließung von Postbüros organisiert.