Unser Leitartikel : Ja zum neuen Stadion !
er im Juli die europäischen Qualifikationsspiele der luxemburgischen Fußballvertreter im Stade Josy Barthel an der »Areler Strooss« besucht hat, wird, wenn er tatsächlich ein Herz für den Fußballsport hat, wieder einmal zu dem Schluß gekommen sein, daß man sich als ein gastgebendes Land wie Luxemburg für so ein Nationalstadion mittlerweile nur noch schämen kann.
Dabei geht es keineswegs um Luxusambiente wie in den sterilen Allseater-Arenen in Europas Operettenligen, sondern um grundlegendste Einrichtungen eines Fußballstadions, wie Tribünen ohne Laufbahn davor und mit brauchbarer Sicht auf das Spielfeld, eine reibungslose Verköstigungsmaschinerie und ordentliche Einrichtungen für die Aktiven.
Man kann also den europäischen Fußballverband UEFA für vieles kritisieren, nicht aber dafür, Luxemburg ein unmißverständliches letztes Ultimatum gestellt zu haben, wenn nicht endlich etwas passiert. Während etwa Liechtenstein oder gar Mazedonien mit modernen Stadien aufwarten können, schießen hierzulande immer neue Einkaufszentren und ein Logistikzentrum in Windeseile aus dem Boden – zu einem neuen Stadion aber konnte man sich nicht durchringen. Vermutlich auch, weil insbesondere die FLF-Nationalmannschaft unter einem massiven Imageproblem zu leiden hat. Schon kurz nach Anpfiff tummeln sich auf RTL.lu und anderswo die Hobbytrainer und nörgeln, was das Zeug hält, während nur eine kleine Handvoll Unentwegte im Stadion die Mannschaft unterstützt. Gewinnt das Team, war es Glück, verlieren sie, dann wird umso heftiger gegen ein neues Stadion geschossen, dessen Kosten man sich in Zeiten der Krise nicht erlauben könne. Keine Kritik allerdings kommt bei millionenschweren Ausgaben für NATO-Drohnen oder neues Geld für die Religionsgemeinschaften auf.
Das nun vorliegende Stadionprojekt, mit einem Fassungsvermögen von rund 10.000 überdachten Sitzplätzen soll erst im Jahre 2019 fertig sein, weil gleichzeitig an einer Anbindung per Bus und Tram gearbeitet wird. Das Stadion soll architektonisch und landschaftsgestalterisch punkten. Natürlich, Architekten haben andere Prioritäten an ein Stadion als Fußballfans und Allseater-Arenen sind mittlerweile Standardvorgaben der Verbände. Erinnerungen an Enttäuschungen werden aber wach. Etwa an den Kampf der Fans des FC Bayern München für ein eigenes reines Fußballstadion in München. Am Ende herausgekommen ist eine sterile Arena außerhalb der Stadt, in der den Fans kaum noch Spielraum eingeräumt wird.
Die Hoffnung, daß man in Luxemburg aber auch an die lautstarke Unterstützung der Fans gedacht hat bei der Planung, sollte dennoch nicht aufgegeben werden. Ein neues Stadion kann eine Chance sein, das mittlerweile zu Unrecht schlechte Image der »Roten Löwen« aufzupolieren. Außerdem ist es ein repräsentativer Bau, in welchem neben der FLF-Equipe auch die erfolgreichen Rugbyspieler ihre Heimat finden sollen und internationale Klubmeisterschaften stattfinden werden.
Der Fußball und seine, auch hierzulande durchaus vorhandene, Fankultur sollten nicht länger wie ein Stiefkind behandelt werden. Deshalb : Ja zum neuen Stadion !
Christoph Kühnemund