Luxemburg16. Januar 2025

Kälteeinbruch

Obdachlose trotzen den Minustemperaturen auf der Straße

von KP

Es ist kalt geworden. Mit örtlich bis zu minus 10°C ist jedermann gut beraten sich im »Warmen« aufzuhalten. Ein Rat den auch die Obdachlosen nur allzu gerne beherzigen wollen, doch Wärme suchen viele auf der Schattenseite des Lebens vergebens.

In Luxemburg trägt der Staat über den Umweg von gemeinnützigen Organisationen Sorge dafür, dass keiner auf unseren Straßen erfriert. Wobei hier vorerst der Wille das Ziel ist. Die »Wanteraktioun« kommt an ihre Kapazitätsgrenze. Die wenigen Optionen wie beispielsweise der von Interactions in Hollerich abgestellte »Schlafsaalauflieger« sind ohnehin immer zeitnah ausgelastet.

Mit der Ausgabe von Schlafsäcken versucht die »Stëmm vun der Stross« einer sich aufdrängenden Nachfrage gerecht zu werden. Und ja, es gibt auch Obdachlose, denen die »Vorgaben« und Regeln der Wanteraktioun nicht entsprechen. Ob der Schlafsack aber die bessere Alternative ist, vermögen auch sie nicht zu bestätigen.

Ein weiteres Problem ist die eingeführte »Zugangsbeschränkung«. Man muss mittlerweile einen dreimonatigen Aufenthalt im Land nachweisen. Personen aus Drittländern wird nur eine dreitätige Aufnahme zuteil, dann müssen sie wieder weg. Interessant allenfalls, dass diesen bei der Rückreise geholfen wird.

Die Kapazitätsgrenze ist auch im Nachtquartier des Roten Kreuz im Bahnhofsviertel erreicht worden. Tagsüber gibt es mehr Anlaufstellen, wo man sich aufwärmen, einen Tee oder Kaffee zu sich nehmen kann. Bei der Stëmm gibt es auch was für den Magen. Kleinere Organisationen wie die »Street Angels« geben derzeit trotz bescheidener Mittel auch Alles.

Ein Blick auf
die Großregion

Bei unseren deutschen Nachbarn kann auf den Einsatz der Gemeinnützigen Organisation »Kältebus Saarbrücken e.V.« verwiesen werden. Deren Angebot ist bewusst niederschwellig konzeptioniert und richtet sich an alle Obdachlosen oder Bedürftige, die sich eine warme Mahlzeit, einen beheizten Schlafplatz und Gesellschaft wünschen. Die Türen stehen allen Menschen ohne Vorbedingungen offen.

Im angrenzenden Department »Meurthe-et-Moselle« hat der Präfekt bereits am Sonntag den »Plan Grand Froid« ausgerufen. Damit sollte jeder Obdachlose eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten bekommen. Die »ausführenden« Organisationen haben diesbezüglich die Öffnungszeiten des Tagesfoyers ausgeweitet.

Auch in Arlon wurde der »Plan Grand Froid« (9. Januar) von einem Krisenstab aktiviert. Vorrangig wurde hier die Kapazität des Nachtfoyers von 22 auf rund 40 Betten erhöht. Auch bei unseren belgischen Nachbarn wurden die Öffnungszeiten der Tagesfoyers den Bedürfnissen angepasst. Die Stadt bedauert allerdings, dass kaum andere umliegende Gemeinden Kälteplan aktivieren und so Menschen ohne Obdach die kalte Schulter zeigen.