Luxemburg25. August 2022

Konjunkturbericht des Statec

Unterschiedliche Tendenzen in der Wirtschaft

Wettbewerbsfähigkeit der auf Export orientierten Betriebe steigt weiter

von Ali Ruckert

Noch bevor die Zahlen zur Entwicklung des Bruttoinlandprodukts für das zweite Quartal verfügbar sind – sie werden erst im September vorliegen –, erschien diese Woche der monatliche Konjunkturbericht des nationalen Instituts für Statistik und Wirtschaftsstudien (Statec) unter dem Titel »Ungünstigere Aussichten für das zweite Halbjahr«.

Daraus geht hervor, dass das Statec für das zweite Trimester sehr unterschiedliche Tendenzen in der Wirtschaft ausgemacht hat.

Im profitverwöhnten Finanzsektor wird aufgrund der Verschlechterung des Börsenumfelds mit einem Rückgang gerechnet, aber das verhindert nicht, dass Großbanken weiterhin gute Geschäfte machen und ihr Resultat im zweiten Trimester sogar noch steigern konnten.

Im Industriebereich und der Baubranche wird generell kein positiver Beitrag zur Entwicklung der Wertschöpfung erkannt, aber im Maschinen- und Anlagenbau, in der Energieproduktion und -verteilung, in der Produktion von Metallprodukten und von Bauteilen wurden gute Geschäfte gemacht.

Auch im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen wurde eine Steigerung des Umsatzes bei den Dienstleistungen für die Betriebe, im Transportsektor, im Hotel- und Gaststättenwesen und im Großhandel festgestellt. Im Hotel- und Gaststättengewerbe ging der höhere Umsatz einher mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahl, die allerdings immer noch leicht unter ihrem Niveau von vor der Covid-Pandemie bleibt.

Rückgang des Umsatzes im Einzelhandel

Aus dem Einzelhandel wird hingegen ein Rückgang des Umsatzes gemeldet. Hinzu kommt, dass der Absatz von Personenwagen eingeschränkt blieb, infolge des begrenzten Angebots, aber auch wegen der hohen Inflation, welche die Kaufkraft der Lohnabhängigen stark in Mitleidenschaft zog. Und die Aussichten für die nächsten Monate sind keineswegs besser.

Der Rückgang der Kaufkraft, der durch die Indexmanipulation noch größer wird, selbst wenn der Indexklau für einen Teil der Bevölkerung »kompensiert« wird, hat auch Auswirkungen auf die Vergabe von Immobilienkrediten.

Weniger Immobilienkredite mit festem Zinssatz

Der Konjunkturbericht des Statec hält für das 2. Quartal 2022 fest, dass innerhalb eines Jahres die Anzahl der Immobilienkredite mit festem Zinssatz, für die deutlich höhere Zinsen zu bezahlen sind, um 18 Prozent zurückging. Bei den Immobilienkrediten mit variablem Zinssatz, bei denen die Zinsen weniger stark stiegen, wurde hingegen eine Zunahme von 5,4 Prozent festgestellt. Auch die Anzahl der Kredite für Unternehmen ging – im Gegensatz zur Entwicklung in der Eurozone – hierzulande über ein Jahr um 3,1 Prozent zurück, wobei die Zinsen in diesem Fall nur um 0,1 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent stiegen.

Der reale effektive Wechselkurs fällt, die Wettbewerbsfähigkeit steigt

Positiv für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in Luxemburg, insbesondere aber für die auf den Export ausgerichteten Betriebe, wirkt sich aus, dass der reale effektive Wechselkurs seit 2021 und besonders stark seit April dieses Jahres fällt. Das ist auf die Aufwertung des Dollars und des britischen Pfunds gegenüber dem Euro zu erklären, hat aber auch damit zu tun, dass die Inflation in Deutschland, dem größten Handelspartner Luxemburgs, inzwischen deutlich höher ist als hierzulande, so dass Exporte aus Luxemburg wettbewerbsfähiger werden.

Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Gewinne bei exportorientierten Betrieben wachsen. Um so schlimmer, dass die Regierung die Indextranche, die den Lohnabhängigen und Rentnern zustand, mit der Gießkanne an die Unternehmen verteilte.