Luxemburg16. Juli 2021

Hochwasserlage in Luxemburg:

Evakuierungen und immense Schäden

von Christoph Kühnemund

Der stundenlange Dauerregen der vergangenen Tage hat, wie in den angrenzenden Regionen in Belgien, Frankreich und Deutschland, auch in Luxemburg seine Folgen: In der Nacht zum Freitag traten zahlreiche Gewässer und Flüsse über die Ufer. Während FLF und UEFA im Cloche d’Or das neue Stadion mit rund 1.000 eingeladenen Zuschauern auf Herz und Nieren testeten, waren viele der Zuschauer bereits zu spät oder gar nicht angekommen. Zahlreiche Staus bildeten sich aufgrund von Überschwemmungen auf A3 und A6 im Bereich des Stadions.

In der Nacht zum Donnerstag war der CGDIS insgesamt rund 1.200-mal im Einsatz. Personen kamen zu dieser Zeit noch nicht zu Schaden. Die Lage verschärfte sich allerdings im Laufe des Donnerstags, obschon die Wetterlage sich etwas entspannte. Die Polizei rief dazu auf, Tiere und Fahrzeuge aus Überschwemmungsgebieten zu holen und die Bewohner der von Überschwemmungen betroffenen Stadtteile in Ortschaften, wie Vianden und Echternach wurden evakuiert. Im Norden krallte sich die Alzette die Deichwiesen, auf denen noch immer einige Autos standen und machte Brücken, etwa in Ettelbrück, unpassierbar. Auch das Corona-Testzentrum in Raemerich bei Esch/Alzette stand unter Wasser und Personen mit Termin mußten auf Käerjeng oder Howald ausweichen.

Bis zum Donnerstagmittag kamen für den CGDIS weitere zahlreiche Einsätze hinzu und 32 Straßen waren unpassierbar. Auch der Zug- und Busverkehr war an zahlreichen Stellen unterbrochen oder nur eingeschränkt. Hier kritisierten Fahrgäste, daß die Informationen zu Ausfällen nur sehr spärlich flossen. So wurden etwa an den Bushaltestellen der völlig überschwemmten »Eecher Plaz« im hauptstädtischen Stadtteil Beggen oder in der App dfer Mobilitéitszentral immer noch Busankünfte angezeigt. Am Donnerstagnachmittag kam der Regierungsrat außerplanmäßig zusammen, nachdem Premier Bettel sich bereits in den Problemzonen der Hauptstadt ein Bild der Situation gemacht hatte.

Am frühen Abend traten Premier Bettel und Innenministerin Bofferding vor die Presse. Es habe Wasserstände gegeben, wie seit 100 Jahren nicht mehr. Nachrichten von Verletzten oder Toten habe es im Gegensatz zu anderen Regionen in Luxemburg bisher nicht gegeben. Die Lage war insbesondere an der Sauer sehr unterschiedlich, so Bettel. Viele hätten alles verloren, Keller seien vollgelaufen und andernorts habe es kaum Schäden gegeben. Die Solidarität mit den über Nacht obdachlosen Menschen sei sehr groß.

Am Donnerstagnachmittag sah es danach aus, daß die Lage sich beruhigt. Der außerordentliche Regierungsrat am Nachmittag habe den nationalen Katastrophenfall ausgerufen und schnelle finanzielle Hilfen zu mobilisieren. Insgesamt 50 Millionen Euro sollen schnell zur Verfügung gestellt werden. Es gibt eine Hilfe für Privatpersonen und für Betriebe sowie die Landwirtschaft. Diese werden von den jeweiligen Ministerien vergeben. Auch die Schäden in den Gemeinden sollen durch finanzielle Zuwendungen an die einzelnen Rathäuser behoben werden.

Einige Menschen seien mittlerweile besser versichert aufgrund der Vorkommnisse in der rezenten Vergangenheit. Bettel erklärte, er hoffe auf die Arbeit der Versicherungen, die nun sehr viel zu tun hätten.

Innenministerin Bofferding erklärte, man stehe im direkten Kontakt mit den Gemeinden. Bereits am Mittwochabend habe sie Kontakt aufgenommen, so Bofferding. Seit Mittwochabend 19 Uhr kamen die Anfragen für Wasserpumpen und Sandsäcke herein. Viele Freiwillige hätten sich gemeldet, um zu helfen.

Schutz der Bevölkerung, vor Personen- und Materialschäden sowie Sicherung der Grundversorgung seien nun die wichtigsten Punkte.

Seit Mittwochmittag sind insgesamt 6.300 Telefonate beim Notruf 112 eingegangen und es gab mehr als 1.200 Einsätze des CGDIS landesweit. Rund 400 Menschen wurden evakuiert.

Arbeitsminister Kersch hat die rund 40 sozialen Initiativen, wie etwa CIGL, aufgerufen, bei den Aufräumarbeiten in den Gemeinden zu helfen.