Leitartikel08. Juni 2022

Ungezügelte Kriegshetze

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Es ist peinlich, wenn ausgerechnet die kommunistische Tageszeitung hierzulande erneut auf ein Wort des Oberhaupts der katholischen Kirche hinweisen muß, das in den anderen Zeitungen unerwähnt bleibt. Franziskus hat zu Pfingsten wieder einmal ein Ende der Gewalt in der Ukraine gefordert. »Während die Wut der Zerstörung und des Sterbens grassiert und die Gegensätze aufflammen und eine immer gefährlichere Eskalation für alle nähren, erneuere ich meinen Appell an die Verantwortlichen der Nationen: Bitte, stürzt die Menschheit nicht ins Unglück«, wird der Pontifex von der dpa zitiert.

Im wohltuenden Unterschied zu anderen Staatsoberhäuptern der »westlichen« Welt vermied es der Papst, in die Kriegshetze der ukrainischen Führung einzustimmen oder gar zu einem militärischen Sieg gegen Rußland zu blasen. Entsprechend seiner Überzeugung forderte er, konkrete Verhandlungen für einen Waffenstillstand und eine nachhaltige Lösung aufzunehmen.

Peinlich ist es auch, wenn die Abgeordneten der Chamber in der vergangenen Woche gespannt den Worten des ukrainischen Präsidenten lauschen und ihm stehend applaudieren, wenn der zum weiteren Krieg gegen Rußland aufruft und noch mehr und noch schwerere Waffen fordert. Allerdings ist das nicht wirklich überraschend, denn auch im Luxemburger Parlament hat man sich bisher brav und widerspruchlos der ungezügelten Kriegshetze gefügt.

Die Propagandatrommeln, orchestriert und dirigiert von Washington und von London, verkünden täglich neue Gräuelgeschichten über den Krieg in der Ukraine. In den hiesigen Medien wird dem so gut wie gar nichts entgegengesetzt, und das »Tageblatt« gebärdet sich von Tag zu Tag mehr als Einpeitscher der Kriegshetze und geniert sich nicht einmal, auf dem Titelblatt über »Putins Faschismus« zu phantasieren, den es zu »besiegen« gelte.

Unwidersprochen werden Behauptungen verbreitet über einen »Vernichtungskrieg«, über die »Absicht« der Russen, »so viele wie möglich Ukrainer zu töten«. Und keinem der Journalistenkollegen fällt auf, daß zur selben Zeit über »massive Raketenangriffe« auf Kiew »berichtet« wird, von denen die stattliche deutsche Nachrichtenagentur – wahrheitsgemäß – schreibt, daß es wochenlang keine solche Angriffe gegeben habe, und zudem am Rande vermerkt, daß es nach diesen »massiven Angriffen« wahrscheinlich einen Verletzten gegeben habe.

Begierig wiederholen die bürgerlichen Medien die Behauptungen, Rußland wolle die ukrainische Kultur auslöschen, führe gezielte Angriffe auf Kultureinrichtungen, Bibliotheken, Archive. Nichts davon kann auch nur annähernd glaubhaft belegt werden. Dokumentiert ist hingegen die systematische Zerstörung von Denkmälern durch das ukrainische Regime. Der Kiewer Bürgermeister hat sogar stolz ein Video präsentiert über den Abriß einer Skulpturengruppe aus sowjetischer Zeit, die symbolisch die Freundschaft zwischen russischen und ukrainischen Arbeitern repräsentierte. Herr Klitschko legte besonderen Wert darauf, zu zeigen, wie der Skulptur des russischen Arbeiters zuerst der Kopf abgeschlagen wurde.

Bei den täglichen Besuchen ausländischer Politiker in der Ukraine, in der angeblich ein gnadenloser Vernichtungskrieg tobt, ist auch immer wieder die Rede von der Notwendigkeit der Verfolgung von Kriegsverbrechen – natürlich nur der russischen, denn ukrainische Nazis tun so etwas nicht, falls es sie überhaupt gibt. Da bleibt keine Zeit, um zum Beispiel Kriegsverbrechen Israels, Saudi Arabiens oder gar der USA aufzuklären.