Kaleidoskop10. März 2022

1915 gesunkene »Endurance« vor Antarktisküste entdeckt

von dpa/ZLV

Über ein Jahrhundert nach seinem Untergang ist das berühmte Schiff des britischen Polarforschers Ernest Shackleton vor der Küste der Antarktis entdeckt worden. Die »Endurance« sei im Weddellmeer in einer Tiefe von 3.008 Metern gefunden worden, teilte ein Expeditionsteam unter der Leitung des britischen Meeresarchäologen Mensun Bound mit. »Wir sind überwältigt von unserem Glück, die Endurance geortet und Bilder von ihr gemacht zu haben«, sagte Bound. »Das ist bei weitem das beste hölzerne Schiffswrack, das ich je sah.« Die »Endurance« liege aufrecht im Wasser und sei in einem »brillanten Erhaltungszustand«, sagte der Expeditionsleiter. Sogar der Schriftzug »Endurance« lasse sich gut erkennen.

Gefunden wurde das Wrack etwa 6,5 Kilometer von der Stelle entfernt, an welcher der Dreimaster 1915 vom Packeis eingeschlossen worden und schließlich gesunken war. Nach internationalem Recht ist das Wrack eine geschützte historische Stätte, die fotografiert, aber nicht berührt werden darf. Gegenstände von oder aus dem Schiff dürfen also nicht geborgen werden.

Bounds Forschungsteam war am 5. Februar vom südafrikanischen Kapstadt aus mit dem Eisbrecher »Agulhas II« in See gestochen und hatte es sich zum Ziel gesetzt, die »Endurance« vor dem Ende des Sommers auf der Südhalbkugel zu finden. Das etwa 44 Meter lange Schiff war an Shackletons Antarktisexpedition in den Jahren 1914 bis 1917 beteiligt. Im unruhigen Weddellmeer fror sie östlich des Larsen-Schelfeises ein und war zehn Monate lang bewegungsunfähig, bevor sie 1915 schließlich zerquetscht wurde und sank.

Die Expedition wurde berühmt, weil es Shackleton und seiner Mannschaft gelang, der lebensfeindlichen Antarktis zu Fuß und in Booten zu entkommen. Das Team campierte dabei zunächst so lange auf dem Meereseis, bis dieses brach und den Seeweg wieder freigab.

Dann brach das Expeditionsteam in Rettungsbooten nach Elephant Island auf. Mit fünf Reisegefährten machte Shackleton sich in dem seetüchtigsten Boot noch einmal auf den Weg, um auf der rund 1.300 Kilometer entfernten Insel Südgeorgien, damals britische Kolonie, Hilfe zu holen. Dabei navigierten Shackleton und seine kleine Mannschaft mit einem Sextanten.

Die 17-tägige Fahrt in einem 6,90 Meter langen Boot durch eisige See wird von vielen als eine der größten Leistungen der Seefahrtsgeschichte angesehen. Letztlich überlebten alle 28 Mitglieder des Expeditionsteams.

Der 1922 gestorbene Polarforscher Shackleton hatte gesagt, die »Endurance« sei »im schlimmsten Teil des schlimmsten Meeres der Welt« untergegangen. Bis heute zählt der Ort zu den am schwierigsten zu befahrenden Meeresgebieten der Welt. Derweil betonte Expeditionsleiter Bound, trotz der Schäden durch das Packeis halte der Holzrumpf des Schiffes immer noch zusammen. Seeanemonen, Schwämme und andere kleine Meereslebewesen hätten das Wrack zu ihrem Zuhause gemacht.