Am 26., 27. 28. und 29. Oktober im TNL
»Die Stühle« von Eugène Ionesco
Das Théâtre National du Luxembourg (TNL) lädt zum Weltklassiker »Die Stühle« von Eugène Ionesco ein. »Die Stühle« (Originaltitel »Les Chaises«) ist das dritte Theaterstück von Ionesco, der als führender Vertreter des »Absurden Theaters« gilt.
Das Stück wurde im Frühjahr 1951 geschrieben. Zunächst hatte sich allerdings lange kein Theater gefunden, das es riskieren wollte, dieses surreale Spiel im Spiel (das Bühnenbild besteht aus einem Zuschauerraum, das Publikum sieht sich gleichsam selbst zu) zu inszenieren. Schließlich mieteten die Schauspieler einen alten, unbenutzten Saal, das Théâtre Lancry. Finanziell war die Uraufführung am 22. April 1952 eine Katastrophe. Nur zu oft waren die leeren Stühle auf der Bühne ein getreues Abbild der leeren Sitze vor der Bühne.
Heute gilt »Die Stühle« als Ionescos bedeutendstes Werk und erfreut sich weltweit großer Beliebtheit.
In »Die Stühle« geht es um Poppet und Semiramis, ein greises Paar in den 90ern, sie leben in einem schäbigen runden Turm auf einer Insel, die mit Mücken verseucht und von fauligem Wasser umgeben ist. Um der trostlosen Langeweile ihrer Gegenwart zu entfliehen, schwelgen sie in naiven Erinnerungen Sie scheinen die letzten Überlebenden einer postapokalyptischen Welt zu sein.
Allmählich gehen ihre kindlichen Schwärmereien in offene Vorwürfe über. Nachdem Semiramis Poppet eben noch mit Lob überhäuft und wie einen Sohn bemuttert hat, dass er in Wahrheit ein großer Philosoph sei und eigentlich auch das Zeug zum Chef gehabt hätte, beklagt sie sich im nächsten Augenblick, während der weinerliche Alte wie ein kleiner Junge wiederholt nach seiner Mama schreit, über dessen Nichtsnutzigkeit, derentwegen er es im Leben zu nichts Besserem als zum Hausmeister und »Herrn über Putzlappen und Eimer« gebracht habe.
Aber aller Bedeutungslosigkeit zum Trotz erwarten die beiden einen großen Redner, der wohl alles erklären wird. Sie empfangen nach und nach unsichtbare, hoch angesehene Gäste, die der Rede beiwohnen wollen. Und sie holen für diese nicht zu sehenden Gäste Stuhl um Stuhl herbei. Zum Schluss des Stücks muss das Publikum feststellen, dass der lang erwartete Redner zwar sichtbar, aber taubstumm ist und statt verständlicher Worte nur ein heiseres Gestammel hervorbringt. Er schreibt ein paar rätselhafte Zeichen und das Wort »Adieu« an die Tafel, tritt wieder ab und lässt die Zuschauer vor den leeren Stuhlreihen mit dem Blick auf die offenen, ins schwarze Nichts weisenden Türen allein.
Gábor Tompas Inszenierung der »Stühle«, die letztes Jahr in Luxemburg mit großem Erfolg uraufgeführt wurde, wurde seitdem auf zahlreichen Festivals in Bukarest und Cluj gezeigt und wird im November dieses Jahres im Nationaltheater Sao Jao in Porto zu sehen sein. Auf der Bühne stehen Patrick Le Mauff und Oana Pellea.
Gábor Tompa ist neben seiner Regietätigkeit Generaldirektor des Ungarischen Theaters in Cluj. Gründer und künstlerischer Leiter des Theaterfestivals »Interférences« und Präsident der Union des théâtres de l'Europe (UTE), in der das TNL ein aktives Mitglied ist.
Für Bühnenbild und Kostüme zeichnet Dragos Buhagiar, für Musik und Soundeffekte René Nuss verantwortlich. Dramaturgie obliegt Florian Hirsch, Licht Daniel Sestak. Produziert wurde das Stück vom Théâtre National du Luxembourg, mit der Unterstützung des Institut français du Luxembourg und der rumänischen Botschaft in Luxemburg.
Donnerstag, 26. Oktober, Freitag, 27. Oktober, Samstag, 28. Oktober, jeweils um 20 Uhr sowie Sonntag, 29. Oktober um 17 Uhr. Dauer: 90 Minuten. Preis: 20 Euro, ermäßigt 8 Euro. TNL, 194, Route de Longwy, Luxemburg-Merl.