Luxemburg20. August 2020

Geheimzuhalten im Profitinteresse (Teil 3):

Stromautarke Haushalte sind möglich

Haushalte, die sich ihnen technisch entziehen können und ihnen damit nicht mehr hoffnungslos ausgeliefert sind, sind der Schrecken aller Netzbetreiber und Stromhändler. Dabei gibt schon die Möglichkeit eines Angebots allen Betroffenen einen anderen Stand gegenüber dem, was einem so über die Jahre zugemutet wird. Bisher wähnten sich die Führungsetagen auf sicherem Terrain, weil die praktisch durchführbare Lösung für jedes Haus mit Garten mit Photovoltaik für den Sommer und kleiner Windkraftanlage für den Winter wegen der nicht zu erlangenden Baugenehmigung unerreichbar bleibt.

Das führte in Luxemburg beim sogenannten »Smart-Meter« statt dem bisherigen Ferraris-Zähler zu einem Gesetz, das im Gegensatz zu anderen Ländern wie z.B. Österreich, keine offizielle Tür dafür offen läßt, sich diesen nicht installieren zu lassen.

Der Grund liegt wohl darin, daß es in Österreich anders als in Luxemburg Firmen mit Ausstiegsangeboten für Leute gibt, die sich nicht bis ins letzte Detail kontrollieren lassen wollen und die Stromhändlern nicht die Entscheidung überlassen wollen, wann der Tiefkühler oder der Kühlschrank kühlt und daher die Tür zu ihm geöffnet werden darf und wann nicht – um nur ein Beispiel zu nennen. Denn nur dazu braucht es den Smart-Meter mit variablen Tarifen je nach Netzauslastung. Intelligent ist das einzig zur Profitsteigerung für Großkonzerne, während es die werte Kundschaft in eine totale Abhängigkeit treibt.

Dabei gab es in Österreich schon genügend alleinstehende Gebäude, zu denen keine Stromleitung führte. Die waren daher geradezu gezwungen, Selbstversorger zu werden. Gleichzeitig waren sie Demonstrationsobjekte, die den Beweis antraten, daß so etwas funktioniert. Wobei das besonders bei Berghütten schon erstaunlich lange funktioniert, wenn auch anfangs noch mit einem Dieselgenerator als Sicherheitsnetz.
Aber erst die Kombination von Photovoltaik mit einem Pelletofen, der einen Teil der Wärme mit einem Stirlingmotor zur Stromerzeugung nutzt, geht Stromautarkie für jedes Haus ohne Komfortabstriche im Winter und ohne lästigen Streit um eine Baugenehmigung für ein Windrad.

Dabei ist der Stirlingmotor nicht nur wartungsarm und leise, sondern auch ein reichlich altes Ding. Erfunden wurde er bereits 1816 vom schottischen Pastor Robert Stirling: In einem abgeschlossenen Zylinder wird Gas von außen erwärmt, so daß es sich ausdehnt, wird in einem zweiten Zylinder, der von der Wärmequelle abgewendet liegt, abgekühlt und die damit erzeugte und ständig wiederholbare Bewegung kann in einem Generator zur Stromerzeugung genutzt werden.

Das Gas im Stirlingmotor wird nicht verbraucht, muß also auch nicht ersetzt werden. Das beste Ergebnis gibt es bei gleichbleibender Erwärmung, deshalb sollte der Pelletofen nicht zu groß für das jeweilige Haus dimensioniert sein. Das ist aber das Einzige, worauf zu achten ist.

Ideal ist natürlich, wenn sich ein Haushalt die Teile nicht selbst zusammenbauen muß, sondern sie als Gesamtpaket geliefert bekommt. ÖkoFEN, von dem unser Bildbeispiel stammt, ist so ein Anbieter, der mit Stolz darauf verweist, bereits in acht Ländern solche Anlagen in Betrieb zu haben, und das mit gutem Erfolg. Das ist sicher beruhigend für alle, die nicht unbedingt mit einer Pioniermentalität in Kombination mit einem hohen Basteltalent gesegnet sind. Ob Luxemburg demnächst das neunte Land in der Reihe ist? Immerhin werden im deutschen Grenzgebiet schon solche Anlagen betrieben.

Sinnvoll ist das nicht nur für den einzelnen Haushalt, sondern auch für die gesamte Gesellschaft, die dann nicht mehr durch riesige Anlagen geplagt wird – sei es für die Erzeugung, sei es für den Energietransport, was zudem immer mit Energieverlusten einhergeht auf der Distanz.

So gibt es inzwischen nicht nur Einzelhäuser als Selbstversorger, sondern auch Siedlungen, Ortschaften und Gemeinden. Machbar ist schon heute vieles, wenn sich Menschen zusammentun, um dem Großkapital zu sagen, daß sie sich seinen Wünschen nicht mehr unterwerfen wollen.

jmj

ÖkoFEN-Komplettanlage (v.l.n.r.): Gleichrichter für das Hausstromnetz, Stromspeicher und Pelletofen mit Stirlingmotor für die Stromerzeugung. Mit zur Anlage gehören Photovoltaik-Paneele auf dem Dach des Hauses. Das Elektroauto darf weggedacht werden, denn ab dem zweiten wolkenbedeckten Tag sollen nicht mehr als 10 kWh pro verbraucht werden, was nur ohne e-Auto bequem geht (Foto: www.oekofen-e.com)