Fanny Edelman zum 110. Geburtstag
Eine Kämpferin
Fanny Edelman wurde am 27. Februar 1911 in der Stadt San Francisco in der argentinischen Provinz Córdoba geboren. Ihre Eltern waren Immigranten aus Osteuropa und verfügten nur über bescheidene Mittel. Ihr Vater war ein einfacher Fabrikarbeiter, und ihre Mutter führte den Haushalt. Als Fanny 13 war, übersiedelte die Familie nach Buenos Aires. »Damals träumte ich davon, eines Tages zu studieren, ich wollte Ärztin werden«, erzählte sie. »Aber in der damaligen Zeit wurden nur Jungs zu einem solchen Studium angenommen. Als ich später mit dem Che darüber sprach, mußte er lachen.«
Schon in ihrer frühen Jugend kam sie in Kontakt mit Menschen, die sich für soziale Fragen engagierten. Von ihrem Vater hatte sie die Liebe zu Büchern. Zu Beginn der 30er Jahre nahm sie an Solidaritätsaktionen für politische Gefangene, Kommunisten und Anarchisten, teil. Sie wurde Mitglied der Roten Hilfe und trat 1934 der Kommunistischen Partei Argentiniens bei.
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Fanny hatte schon früh verstanden, daß der Kampf für die Rechte der Frauen untrennbar verbunden ist mit dem Kampf für die Befreiung der Arbeiter von Ausbeutung und Unterdrückung. Sie betrachtete sich niemals als »Frauenrechtlerin«, sondern stets in erster Linie als Kommunistin. Im Auftrag der argentinischen Frauenorganisation Unión de Mujeres Argentinas war Fanny Edelman in den 60er und 70er Jahren Vertreterin in der Leitung der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDFF), die ihren Sitz in Berlin, Hauptstadt der DDR, hatte. Als langjährige Generalsekretärin der IDFF leitete sie Solidaritätsaktionen für Vietnam, Chile, Portugal und für den Befreiungskampf der Völker Asiens und Afrikas. Sie war maßgeblich an den Frauenkonferenzen der UNO beteiligt und war eine der Initiatorinnen des Internationalen Jahres der Frauen.
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»Die Internationalen Brigaden waren eine der größten, besten und heldenhaftesten Manifestationen der weltweiten Solidaritätsbewegung«, sagte sie. »Ich denke daran, daß diese Brigaden geführt wurden von hervorragenden Vertretern der kommunistischen Parteien Spaniens, Italiens, Deutschlands und anderer Länder. Ich habe sehr mutige und außergewöhnliche Männer und Frauen kennengelernt. Die Jahre in Spanien waren der bestimmende Abschnitt im Leben meines Mannes und in meinem Leben.«
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»Den Che habe ich in Kuba getroffen, und er hat mich unglaublich beeindruckt, trotz unseres nur kurzen Gesprächs, bei dem aber seine überaus menschliche Sensibilität zum Ausdruck kam, die ihn stets auszeichnete. Ich habe einmal formuliert – und ich wiederhole das in voller Überzeugung –, daß der Che für mich wie ein klares und reines Wasser war. Und ich bin völlig sicher, daß zwischen ihm und Fidel stets eine enorme Übereinstimmung bestand: als Guerrilleros, politisch und ideologisch.«
Gegenüber dem kubanischen Journalisten Luis Hernández Serrano berichtete sie über ihre Besuche bei revolutionären Völkern der Welt, über die Solidarität mit der Sowjetunion während des Zweiten Weltkrieges, mit Vietnam, Nikaragua, Chile… Dann sagte sie: »Ich habe in meinem Leben viele Momente des Frühlings erlebt und in meinem Gedächtnis gespeichert. Einer davon ist eure Insel.«
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Zeit ihres Lebens hat Fanny Edelman die Jugendbewegung unterstützt, sie war Gesprächspartnerin für die Kommunistische Jugendföderation Argentiniens ebenso wie für den Weltbund der Demokratischen Jugend. Stets war sie bereit, sich den Sorgen und Fragen junger Menschen zu widmen, und in Gesprächen mit Jugendlichen trat sie nicht als Schulmeisterin auf, sondern sie hörte zu und bemühte sich darum, daß die Fragesteller im Gespräch selbst die Antworten auf ihre Fragen fanden. Und sie half den Jugendlichen, indem sie aus dem reichen Erfahrungsschatz ihres eigenen Lebens berichtete. In solchen Gesprächen war eine bemerkenswerte Bescheidenheit kennzeichnend für die erfahrene Kommunistin. Sie stellte sich nicht in den Vordergrund, sie saß ungern in der ersten Reihe, Ehrungen begegnete sie zurückhaltend.
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In einem Gespräch mit einer spanischen Journalistin wurde Fanny gebeten, nur kurz auf Fragen zu antworten:
Sie lieben die Musik. Welches ist Ihr Lieblingslied?
»Die Internationale«
Ihre Lieblingsautoren?
»Lorca, Hernández, Vallejo, Miguel Angel Asturias, Paul Auster«
Ihre Lehrer?
»Marx, Engels und Lenin«
Ein glücklicher Tag?
»Der Tag, an dem ich in die kommunistische Partei eintrat.«
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Als ihre Partei und der kommunistische Jugendverband in Buenos Aires eine Festveranstaltung zu ihrem 100. Geburtstag organisierten, wollte sie nicht gern Reden über ihre Verdienste hören. »Wenn man mir überhaupt ein Verdienst zubilligen kann, dann ist es meine untrennbare Verbundenheit mit der kommunistischen Partei«, sagte sie abwehrend.
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Fanny Edelman, Kämpferin in den Internationalen Brigaden im Spanischen Krieg, Kämpferin für die Rechte der Frauen, langjährige Generalsekretärin der Internationalen Demokratischen Frauenföderation, Mitglied der Kommunistischen Partei Argentiniens und deren Ehrenpräsidentin, ist am 1. November 2011, wenige Monate vor der Vollendung ihres
101. Lebensjahres, in Buenos Aires verstorben.
bro

