Kaleidoskop05. April 2024

Abbau von Mineralien bedroht Menschenaffen in Afrika

von dpa/ZLV

Mehr als ein Drittel der Menschenaffenpopulation in Afrika wird laut einer Studie durch Bergbau gefährdet. Die Bedrohung von rund 180.000 Schimpansen, Bonobos und Gorillas werde bislang unterschätzt, schreiben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals »Science Advances«. Die steigende Nachfrage nach Mineralien wie Kupfer, Lithium, Kobalt und Seltenen Erden ließen den Bergbau in Afrika boomen.

Das aber führe unter anderem zur Abholzung des tropischen Regenwaldes. Hinzu kämen weitere direkte und indirekte Auswirkungen, wie Straßen- und Siedlungsbau in bisher unbewohnten Gebieten, die Jagd und die mögliche Übertragung von Krankheiten. Das Forschungsteam unter der Leitung von Wissenschaftlern des iDiv Halle-Jena-Leipzig nutzte für die Studie Daten zu Abbaustätten in 17 afrikanischen Ländern, die entweder bereits in Betrieb genommen wurden oder derzeit erschlossen werden.

Dabei glich es die Orte der Bergbaustätten mit den Lebensräumen von Menschenaffenpopulationen ab, wobei sie davon ausgingen, daß Tiere in einem Umkreis von zehn Kilometern direkt betroffen sind, die in einem Umkreis von 50 Kilometern indirekt. Die stärksten Überlappungen fanden die Wissenschaftler in den westafrikanischen Ländern Liberia, Sierra Leone, Mali und Guinea.

Besonders stark überlappe sich der Lebensraum von Schimpansen und Bergbau in Guinea. Dort könnten der Untersuchung zufolge mehr als 23.000 Schimpansen oder bis zu 83 Prozent der Affenpopulation direkt oder indirekt vom Bergbau betroffen sein. »Die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist für das Klima richtig und wichtig«, hieß es. Sie müsse aber in einer Weise erfolgen, »die die Artenvielfalt nicht aufs Spiel setzt. Unternehmen, Kreditgeber und Staaten müssen anerkennen, daß es manchmal für die Eindämmung des Klimawandels und die Vermeidung zukünftiger Epidemien von größerem Nutzen sein kann, Gebiete unangetastet zu lassen.«