Der Feind in den Unis
Der radikale Staatsumbau in den USA geht nicht an den Universitäten vorbei. In der EU wird ein »Brain-Drain« der besonderen Art geplant
Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte USA-Präsident Donald Trump bewiesen, daß er mittels Dekreten regiert und innerhalb kürzester Zeit den umfassenden Umbau des Staates vorantreibt. So auch in der aktuellen Amtszeit. Ob bei Einwanderung und Migration, Klimapolitik oder der Entlassung tausender unliebsamer, vermeintlich »fauler« Staatsbediensteter: Mit Trumps Regierung wird der radikale reaktionäre Staatsumbau vollzogen. Mit dem »Project 2025« hat die Regierung Trump einen klaren Fahrplan und im Fadenkreuz stehen dabei auch die Universitäten des Landes.
Vizepräsident J.D. Vance brachte es bereits 2021 auf der »National Conservative Conference« in seiner Abschlußrede auf den Punkt: »The Professors are Enemies« – »Die Professoren sind der Feind«! Gemeint sind damit vor allem Wissenschaftler und Forscher aus der Geschlechter-, Diversitäts- und Klimaforschung sowie der Virologie. Ein Erlaß stellt nun sämtliche Forschungsprojekte und Fördermittel in Frage. Verbotene Begriffe wurden ausgegeben, wie etwa »Covid«. Taucht dieser Begriff in Fördermittelanträgen oder gar in laufenden Förderprojekten auf, droht der Entzug der staatlichen Mittel oder gar ein Arbeitsverbot. Die angedrohten Streichungen würden ein Loch von bis zu fünf Milliarden Dollar in den Universitätskassen bedeuten.
Eine Universität hat es dabei besonders getroffen: Der Elite-Universität Columbia wurden auf einen Schlag 400 Millionen Dollar an Fördermitteln gestrichen, weil die Universitätsleitung angeblich jüdische Studierende nicht ausreichend vor Belästigungen und Bedrohungen auf dem Campus geschützt hätte. Die renommierte Universität war im vergangenen Jahr von palästinasolidarischen Aktivisten besetzt worden – etliche Professoren hatten die Proteste unterstützt. Die damalige Universitätspräsidentin ließ die Proteste allerdings gewaltsam von der Polizei räumen.
Durch die Streichung der Finanzmittel will die Trump-Regierung ein deutliches Signal an alle Bildungseinrichtungen in den USA senden. Während der Aufschrei im Westen wegen der massiven Kürzungen und Einschüchterungen in den »progressiven« Forschungsbereichen von Klima bis Diversität groß ist, werden die Kürzungen an der Universität Columbia medial deutlich positiver bewertet. Die in Berlin erscheinende Zeitung »Jüdische Allgemeine« sieht darin gar einen »umfassenden Vorstoß der Regierung von US-Präsident Donald Trump zur Bekämpfung von Antisemitismus«.
Während Trump die Wissenschaft der USA nach seinem Bilde umkrempelt, sehen die EU und Deutschland darin eine Chance: Die Präsidentin des Europäischen Forschungsrats (ERC), Professorin Maria Leptin, will »Europa« als »Zufluchtsort« für von Trump vertriebene Wissenschaftler anbieten. Ein »Brain-Drain« der besonderen Art: Die Premium-Flüchtlinge aus den Elite-Universitäten der USA könnten dabei gleich den gewünschten »Boost« für die schwächelnde Forschungslandschaft geben, so Leptin gegenüber dem Wissenschaftsmagazin »Science Business«.
Es seien bereits entsprechende Visa und Stipendienprogramme geplant. Insbesondere auf EU-Ebene wird die Forschungsförderung mit großem Engagement vorangetrieben, vor allem hinsichtlich der »Dual-Use«-Forschung, also einer Forschung, die sowohl zivilen wie militärischen Zwecken dienen kann. Wissenschaftler aus einem Land, in dem Forschung überwiegend von Geld aus dem Pentagon lebt, werden damit vermutlich ethisch wenig Schwierigkeiten haben.