Kaleidoskop22. Juli 2023

Amsterdam will Kreuzfahrtterminal in der Innenstadt schließen

von dpa/ZLV

Der Gemeinderat der niederländischen Hauptstadt will die hohen Belastungen für die Bewohner Amsterdams durch den Massentourismus weiter eindämmen und einen wichtigen Kreuzfahrtschiffterminal in der von Touristen überlaufenden Innenstadt schließen. Mit großer Mehrheit nahm das Stadtparlament am Donnerstagabend einen entsprechenden Antrag an, der auch der zunehmenden Luftverschmutzung entgegenwirken soll.

»Die Umwelt verschmutzende Kreuzfahrten passen nicht zu den nachhaltigen Zielen unserer Stadt«, erklärte die linksliberale Partei D66, die den Antrag initiiert hatte. Die Durchfahrt von Kreuzfahrtschiffen sei darüber hinaus unvereinbar mit dem Bau einer geplanten Brücke zur Verbindung nördlicher und südlicher Stadtteile. Beide Stadtviertel sind bislang durch den IJ, einen in einen großen künstlichen See umgewandelten Meeresarm, voneinander getrennt. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Pläne für den Bau einer oder mehrerer zusätzlicher Brücken gegeben.

Im November 2022 hatte Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema in einem Interview mit der niederländischen Tageszeitung »NRC« beklagt, viele Kreuzfahrtpassagiere würden »für ein paar Stunden losgelassen«, sie hätten »kaum Zeit für Museumsbesuche« und nähmen ihre Mahlzeiten »lieber bei großen Restaurantketten« statt in einheimischen Lokalen ein. Zudem hat eine Studie des Forschungsinstituts CE Delft ergeben, daß ein Kreuzfahrtschiff an einem Tag im Amsterdamer Hafen genauso viel Schadstoffe ausstößt wie 31.000 Lastwagen auf der Stadtautobahn.

D66 verweist auch auf das italienische Venedig, das seit 2021 keine großen Kreuzfahrtschiffe mehr zuläßt. Seitdem sei der Schadstoffausstoß um 80 Prozent zurückgegangen, habe eine kürzlich veröffentlichte Studie ergeben.

In den vergangenen Monaten hatten die Stadtverantwortlichen bereits mehrere Schritte unternommen, um die Bewohner des historischen Zentrums vom Touristenansturm zu entlasten. So darf seit Mitte Mai in den Straßen des berühmten Amsterdamer Rotlichtviertels kein Cannabis mehr geraucht werden. Zuletzt gingen die Stadtverantwortlichen mit einer Internetkampagne gegen vor allem britische Partytouristen vor, um sie davon abzuhalten, die größte Stadt des Landes nur zum Konsum von Alkohol und Drogen zu besuchen.

Die Frage ist nun, wie schnell der Gemeinderatsbeschluß umgesetzt werden kann. Denn erst muß an einem anderen Ort weitab von der Amsterdamer Innenstadt ein neuer Terminal gebaut werden. Pro Jahr kommen rund 20 Millionen Besucher nach Amsterdam – sie drängen sich fast alle im historischen Grachtengürtel, der der Stadt den Beinamen Venedig des Nordens einbrachte und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Zwar sind die pro Jahr ungefähr 300.000 Passagiere großer Kreuzfahrtschiffe nur ein verhältnismäßig kleiner Anteil, aber für die Stadt geht es auch um ein Signal. Die Passagiere würden wie »eine Heuschreckenplage« über die Stadt herfallen, klagten Politiker unlängst.