Kaleidoskop16. Mai 2023

Zyklon zerstört Flüchtlingslager in Myanmar und Bangladesch

von dpa/ZLV

Der Kategorie-5-Zyklon »Mocha« hat in großen Teilen Myanmars und Bangladeschs schwere Verwüstungen angerichtet. Das ganze Ausmaß der Schäden wird aber erst langsam deutlich, weil Kommunikationsverbindungen zusammengebrochen sind. »Wir erhalten jetzt ständig neue Berichte, wonach der Grad der Zerstörung immer weiter wächst«, teilte die Hilfsorganisation Oxfam am Montag mit.

Der tropische Wirbelsturm war am Sonntag mit Windgeschwindigkeiten von teilweise mehr als 250 Kilometern pro Stunde an der Westküste der südostasiatischen Nachbarstaaten auf Land getroffen. Es war der heftigste Zyklon in der Region seit über einem Jahrzehnt.

Auf Fotos und Videos aus den betroffenen Gebieten waren viele abgedeckte Häuser und Hütten zu sehen. Überall lagen Trümmerteile. Zudem gab es wegen Starkregens und Sturmfluten heftige Überschwemmungen. Viele wunderschöne Pagoden in Myanmar standen unter Wasser. Auch viele Bäume und Strommasten knickten um. »Manche Ortschaften sehen aus wie Seen, in einigen Dörfern steht kein einziges Haus mehr«, klagte Min Thein, ein Bewohner des besonders schwer betroffenen Bundesstaats Rakhine an der Westküste Myanmars (früher: Birma).

In beiden Ländern waren zuvor Hunderttausende Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. Offenbar rettete dies vielen das Leben: Oxfam zufolge starben in Myanmar mindestens acht Menschen, in Bangladesch gab es zunächst keine Berichte über Opfer.

Myanmar versinkt seit einem Militärputsch vor zwei Jahren in Chaos und Gewalt. Die regierende Junta unterdrückt jeden Widerstand und startet immer wieder Luftangriffe auf das eigene Volk. Mehr als eine Million Menschen leben bereits als Vertriebene im eigenen Land, oft in notdürftigen Lagern.

Der Sturm habe »enorme Auswirkungen« auf das Leben der Binnenvertriebenen, warnte Rajan Khosla, Oxfam-Direktor in Myanmar. »Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die erforderlichen Mittel bereitzustellen, um ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen.«

Bereits vor dem Zyklon hätten sich in Bundesstaaten, in denen der Zyklon wütete – Rakhine, Chin, Magway und Sagaing – schätzungsweise sechs Millionen Menschen in humanitärer Not befunden. Der Bedarf an Grundbedürfnissen wie Unterkünften, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen werde nun noch weiter steigen, betonte Oxfam.

Betroffen ist auch die Stadt Cox's Bazar in Bangladesch. In der dortigen weltgrößten Ansammlung von Flüchtlingslagern leben ungefähr eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar, zumeist in Behausungen aus Bambus und Plastikplanen. Etwa 2.500 dieser Unterkünfte seien vollständig oder teilweise zerstört worden, sagte der Chef der für Rohingya zuständigen Behörde in Bangladesch, Mizanur Rahman.

Viele in der Region hatten befürchtet, daß »Mocha« derart schreckliche Auswirkungen haben könnte wie der Zyklon »Nargis« vor 15 Jahren: Im Mai 2008 hatte der Tropensturm in Myanmars Irrawaddy-Delta Schätzungen zufolge fast 140.000 Menschen in den Tod gerissen.