Ausland15. April 2009

Bundeswehr pflegt »Grundwerte« der Nazis

Deutscher »Verteidigungs«-Minister war Mitglied in Traditionsverein mit eindeutiger Ausrichtung

Wie das ARD-Politikmagazin »Kontraste« am vergangenen Donnerstag berichtete, wird in Handbüchern der deutschen Bundeswehr für Ausbilder die Tradition der deutschen faschistischen Wehrmacht lebendig gehalten. In den Büchern »Einsatznah ausbilden« und »Üben und schießen« wimmelt es von Wehrmachts-Kriegsgeschichten.

Im Landser-Jargon werden zum Beispiel die Erlebnisse eines Panzervernichtungstrupps aus dem Jahr 1944 erzählt und Wehrmachtsvorschriften zitiert. Zitat aus dem Jahr 1944: »Die Panzerfaust schußbereit lauern wir und verfolgen die Stahlkolosse…Gespannt sehen wir, wie ein Kamerad, die Panzerfaust in der Hand, und von Deckung zu Deckung springend, den Panzer ‚angeht’ wie ein Jäger das Wild …Eine riesige Stichflamme und der Koloß brennt lichterloh.«

An anderer Stelle wird ein junger Offizier aus dem Jahr 1943 zitiert, der sich über fehlenden »Kampf- und Abwehrwillen« der eingeschlossenen Wehrmachtstruppen in Stalingrad empört.

Immer wieder auch Landsergeschichten, die den angeblich heroischen Geist der Truppe im Rußlandfeldzug beschwören. Zitat: »Das Vertrauen zur Führung ist unangetastet. Daß ständig kaum ausgeheilte Verwundete und Halbkranke zum ‚alten Haufen’ drängen, ist … ein Beweis für den Geist der Truppe…« Dazu präsentiert die Bundeswehr den Merksatz: »Jeder Soldat ist Kämpfer! Jeder Soldat muß feuerbereit sein!«

»Kontraste« merkt an: »Daß es Hitlers Wehrmacht war, wird einfach ausgeblendet. In diesen Ausbildungsbüchern wird die Wehrmacht dagegen zum großen Lehrmeister verklärt. Sogar dort, wo es um die heutige Kampfausbildung geht, bekommt der Bundeswehrausbilder ständig Vorschriften der Wehrmacht vorgesetzt. Kein Kapitel ohne Rückgriff auf Wehrmachts-Richtlinien oder Merkblätter. Als hätte die Bundeswehr keine eigenen Richtlinien.«

So wird auch aus dem Ausbildungsplan einer Divisions-Kampfschule von 1943 zitiert. Im Original dieses Ausbildungsplans stehen Merksätze wie »Totaler Krieg – Kürzester Krieg!« Eine passende Lektüre für Bundeswehrsoldaten? – fragt »Kontraste«.

Die Bundeswehr sieht keinen Grund zur Aufregung. Der für die Ausbildung im Heer zuständige General Walter Spindler sagte, jeder Ausbilder müsse »in der Lage sein, die Beispiele in vernünftige Bezugsrahmen zu stellen«. Außerdem existierten »militärische Grundwahrheiten auch während der zwölf Jahre eines totalitären Regimes«, so Spindler.

»Verteidigungs«-Minister Franz Josef Jung (CDU) ist im vergangenen Jahr Ehrenmitglied im »Bund deutscher Pioniere« geworden. Ein Verein, in dem viele Bundeswehrsoldaten Mitglied sind, aber auch Veteranen der Nazi-Wehrmacht.

Auf der Internet-Seite des Vereins stößt man unter der Rubrik »Ehrungen« auf eine ganze Liste von Ritterkreuzträgern der Wehrmacht. Wie selbstverständlich stellt der »Bund deutscher Pioniere« hier seine Verbundenheit mit Hitlers treuesten Soldaten zur Schau. Darunter auch Soldaten von SS-Divisionen wie »Das Reich« oder »Wiking«. Eberhard Heder, ehemaliger Hauptsturmführer in der SS-Division »Wiking«, ist bis heute Mitglied im »Bund deutscher Pioniere«. Aber auch viele andere Ritterkreuzträger und SS-Leute waren und sind Mitglied in dem Verein und wurden schon geehrt. Minister Jung gab sich irritiert, als er mit der Tatsache konfrontiert wurde, in welche Tradition er sich da begab. Nun trat er als Ehrenmitglied im »Bund deutscher Pioniere« zurück. Zum Zeitpunkt von Jungs Aufnahme als Ehrenmitglied habe der Minister keine Kenntnis von diesen Zuständen gehabt, erklärte sein Sprecher Thomas Raabe. (RedGlobe/ ZLV)