Leitartikel14. Januar 2022

Ein lautes und deutliches Nein zur Schließung von Postbüros!

Ali Ruckert

Groß hatte die Post die Einweihung des neuen »Espace Post Hamilius« im Zentrum der Hauptstadt angekündigt, die am 8. Januar dieses Jahres im Beisein des Postministers und des Generaldirektors des Postunternehmens erfolgte. Für die Kunden seien der Standort und die vielfältigen Dienstleistungen, die dort angeboten werden, optimal, hieß es.

Das wollen wir nicht anzweifeln, wollen aber darauf hinweisen, dass weitaus weniger Wirbel gemacht wird, wenn mit der Zustimmung des Verwaltungsrats und der Regierung Postagenturen geschlossen werden.

In manchen Fällen wurden die Sommerschulferien genutzt, um Agenturen still und leise zu schließen und erst anschließend die Bevölkerung darüber in Kenntnis zu setzen. In anderen Fällen wurde auf die Corona-Krise verwiesen, um »vorübergehende« Schließungen zu erklären, die sich anschließend aber als definitiv erweisen.

Die Entscheidung, das bisherige Netz an Postagenturen vollständig zu zerstören, geht auf das Jahr 2015 zurück, als unter den Vorzeichen der Liberalisierung der Postdienste und der Sparpolitik der Regierung und der Generaldirektion der Post, der bekanntlich auch das Briefträgerstatut zum Opfer fiel, eine Strategie entwickelt wurde, um möglichst viele Postagenturen zu schließen.

Vorgeschoben wurden Sparmaßnahmen, Sicherheitsprobleme und die Halbwahrheit, man müsse die Dienstleistungen »den Erwartungen der Postkunden anpassen«, Stichwort Internet. Damit wurde die Schließung von 35 der 97 Postagenturen rechtfertigt.

Schnell stellt es sich heraus, dass es nicht bei den 35 Agenturen bleiben würde, sondern womöglich die doppelte Anzahl verschwinden und zum Teil durch sogenannte Points Poste in Supermärkten und Tankstellen ersetzt würden – selbstverständlich ohne gut ausgebildetes Postpersonal.

Die Agenturen zu modernisieren und dort, nah an den Postkunden, eine größere Produktpalette anzubieten, wie das die Kommunisten und eine Reihe Gewerkschafter gefordert hatten, war weder für die Regierung noch für die Generaldirektion des Postunternehmens, das bekanntlich zu 100 Prozent im Besitz des Staates ist und dessen Gewinne in den Staatshaushalt fließen, eine Option. Stattdessen wurden in manchen Agenturen die Öffnungszeiten stark reduziert und anschließend erklärt, eine Schließung sei unumgänglich, da immer weniger Kunden kämen.

Inzwischen geht der Abbau munter weiter, in Esch/Alzette wurden jüngst die Postbüros in zwei Wohnvierteln definitiv geschlossen, und das Gebäude in dem sich gegenwärtig die Post in Beles befindet, deren Dienstleistungen stark in Anspruch genommen werden, wurde bereits verkauft. Ein Damokles-Schwert hängt auch über der Post in Differdingen.

In der Vergangenheit gab es immer wieder schriftliche Proteste von Bürgermeistern, dem Briefträgerverband, dem Konsumentenschutz und der KPL gegen die Schließung von Postagenturen, über die sich die Generaldirektion und die Regierung überheblich hinwegsetzten.

Trotz der schwierigen Zeiten hat die KPL daher entschieden, es angesichts der anhaltenden unsozialen Vorgehensweise nicht bei schriftlichen Protesten zu belassen, sondern zu einer Protestaktion vor der Hauptpost in Esch/Alzette aufzurufen, welche morgen Samstag um 10.30 Uhr stattfindet. Ihr Erfolg wird abhängen von der Bereitschaft der vielen Postkunden, die nicht mit den unsozialen Schließungen der Postagenturen einverstanden sind, das am Samstag mit ihrer Anwesenheit laut und deutlich zu sagen.