Kapital-Verbrechen Fracking
Hydraulic Fracturing – kurz Fracking genannt – ist ein Verfahren, um Öl und Gas mit der Hilfe von hohem Druck, Wasser, Sand und Chemikalien aus tiefen Gesteinsschichten herauszuholen. Dabei erfolgt das sogenannte konventionelle Fracking vor allem in Sandstein, während unkonventionelles Fracking in schwer zu erschließenden Gesteinsschichten wie Schieferstein oder gar Kohleflözgestein stattfindet.
Die Folgen für die Umwelt und Natur reichen dabei jedoch von einem extrem hohen Wasserverbrauch über eine »nachhaltige«, also langanhaltende, Verschmutzung des Grundwassers bis hin zur Auslösung von Erdbeben, weshalb in mehreren europäischen Ländern schon vor Jahren Abstand vom Fracking genommen wurde. Zumindest aus »unkonventionellen« Lagerstätten ist das Fracking in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, aber auch in Dänemark und Bulgarien, verboten worden.
In den USA ist das erst seit 2005 angewendete Verfahren hingegen noch in vielen Bundesstaaten erlaubt und wird profitabel durchgeführt. Innerhalb weniger Jahre haben sich die USA so unabhängig von Energieimporten gemacht und sind vor drei Jahren gar zum Nettoenergieexporteur aufgestiegen. Das nicht selbst verbrauchte Gas soll Abnehmer finden – auch im durch den Atlantik getrennten EU-Europa. Für die USA-Konzerne lohnt sich das Gas-Fracking schon ab einem Erdgaspreis von knapp 20 US-Dollar pro Megawattstunde, in EU-Europa aber mußte zuletzt das Zehnfache bezahlt werden.
Da schert es die Kapitalisten jenseits des Atlantiks natürlich nicht, daß das gefrackte Gas verflüssigt, mit Schiffen nach Europa transportiert und dann wieder regasifiziert werden muß, und daß das alles – mit dem entsprechenden Kohlendioxid-»Fußabdruck« – rund ein Fünftel der in dem Flüssiggas enthaltenen Energie kostet. Obwohl Greenpeace darauf hingewiesen hat, daß US-amerikanisches Fracking-Gas ungefähr doppelt so klimaschädlich ist wie russisches Pipelinegas, will die EU-Kommission allein in diesem Jahr noch 15 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas aus den USA importieren.
Und auch im »51. Bundesstaat der USA« hat die neue konservative Premierministerin Liz Truss das von ihrem Vorgänger und Parteifreund Boris Johnson erst vor drei Jahren erlassene Fracking-Verbot kassiert und erklärt, auf den britischen Inseln könne schon im kommenden Frühjahr wieder gefrackt werden.
Daß die Expertenwarnungen, Fracking berge neben dem gewaltigen Wasserverbrauch auch die Gefahr, daß natürliche Trinkwasserspeicher verseucht, die Luft verschmutzt und sogar Erdbeben provoziert werden können, nicht von der Hand zu weisen sind, zeigte sich 2018 und 2019, als Fracking in der nordwestenglischen Grafschaft Lancashire eine ganze Serie von Erdbeben auslöste – die stärkste Erschütterung hatte eine Stärke von 2,9 auf der Richter-Skala.
Doch es gibt Lichtblicke, wenn auch außerhalb Europas. So haben Kolumbiens neuer linker Präsident Gustavo Petro, die afrokolumbianische Vizepräsidentin Francia Márquez und Umweltministerin Susana Muhamad Fracking eine Absage erteilt, und obwohl die Produkte aus Bergbau und Erdölförderung bisher rund die Hälfte der Exporte des Landes ausgemacht haben, kündigte Gustavo Petro ganz zu Beginn seiner Präsidentschaft an: »Das Großkapital, das die Umwelt schädigt, wie die fossile Wirtschaft oder die Förderung von Kohlenwasserstoffen, hat bei uns keine Zukunft!«