Leitartikel01. Juli 2022

Schwitzen, frieren und hungern?

von

Der deutsche Bundeskanzler, der altgediente Sozialdemokrat Olaf Scholz, hat eine »plausible« Erklärung für die aktuelle Lage gefunden. Der russische Präsident Putin habe »Angst, daß der Funken der Demokratie« auf Rußland überspringen könnte. Gut, daß wir das nun endlich wissen!

Das paßt zu den bisherigen Beteuerungen, daß »unsere Werte« geschützt werden müssen, die wir selbstverständlich mit der Ukraine teilen. Also mit einem Staat, der seit dem von den USA mit fünf Milliarden US-Dollar unterstützen Putsch im Jahr 2014 einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung im Donbass-Gebiet führt. Ein Krieg, der übrigens vom Kiewer Regime nicht »Krieg« genannt wurde, sondern dem man die Bezeichnung »Anti-Terror-Operation« gab, um zu erklären, daß dort nicht Menschen mit Bomben und Raketen getötet wurde, sondern »Terroristen«. Als »gemeinsame Werte« sollen wir mit der Ukraine offenbar auch teilen, daß dort die Kommunistische Partei verboten ist und ihre Mitglieder verfolgt werden, daß Gewerkschaften nicht frei arbeiten können, daß Straßen und Plätze nach Kriegsverbrechern benannt wurden und daß die Medien in ihrer Arbeit beschränkt wurden, indem nur noch Einheitsnachrichten gesendet werden dürfen.

Und wie sieht es mit den »Werten« und der Demokratie in unseren Ländern aus, den Ländern, die zur Europäischen Union und zur NATO gehören? Da wird zum Beispiel mit jedem Tag stärker zum Krieg gegen Rußland gehetzt, wird dazu aufgerufen, Rußland zu ruinieren, indem ständig neue Sanktionen verhängt werden und unsere Steuergelder verpulvert werden, um immer neue und immer größere Waffen an die Ukraine zu liefern.

Die Präsidentin der EU-Kommission, die deutsche konservative Politikerin Ursula von der Leyen – die im Gegensatz zum russischen Präsidenten übrigens nicht im Ergebnis einer bürgerlich-demokratischen Wahl in ihr Amt gekommen ist, für das sie nicht einmal kandidiert hatte – versteigt sich zu der Aufforderung, die Bürger sollten in der Sommerhitze die Klimaanlagen um zwei Grad höher einstellen, und in der Winterkälte die Heizungen um zwei Grad niedriger. Schwitzen und dann frieren, um Rußland zu schaden!

Was kommt als nächstes? Die Herrschenden in der Welt der »demokratischen Werteordnung« lassen keine Gelegenheit aus, um Rußland für jede Unbill verantwortlich zu machen. Erst behindern sie durch Sanktionen den Export von russischem Getreide, und dann behaupten sie, Rußland nutze die durch die behinderten Getreidelieferungen verschärfte Hungerkrise als »Waffe«. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die Preise für Getreide an den Börsen – die weitgehend von der New York Stock Exchange abhängig sind – bereits am Ende des vergangenen Jahres in die Höhe schossen. Der Krieg in der Ukraine kommt also den Spekulanten und den Politikern gerade recht, um Preiserhöhungen zu »rechtfertigen«, mit denen einige Wenige sich die Taschen füllen – und das nicht nur bei Öl, Gas, Getreide.

Hierzulande werden die Militärausgaben in Höhen getrieben, die man nicht einmal in den schwärzesten Zeiten des Kalten Krieges kannte. Um das zu finanzieren, muß woanders gekürzt werden, und dazu dient auch das Manipulieren am Index. Während für das Militär die Finanzquellen sprudeln, schwindet unsere Kaufkraft. Sollen wir dann im Winter nicht nur an der Heizung sparen, oder wird uns die adlige EU-Chefin dann auch noch auffordern, ein wenig zu hungern, um Putin zu schlagen?

Es ist höchste Zeit, daß wir uns dagegen wehren!