Kultur10. September 2021

Große Vermeer-Schau in Dresden

von dpa/ZLV

In einer einzigartigen Ausstellung in der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister sind ab heute zehn Meisterwerke von Jan Vermeer van Delft (1632-1675) zu sehen. Es ist die bisher größte Schau mit Meisterwerken des Künstlers, einem der bedeutendsten holländischen Barockmaler, in Deutschland.

»Jede Ausstellung zu Vermeer ist eine Sensation an sich«, sagte die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Marion Ackermann am Donnerstag unter Verweis darauf, daß von ihm nur 35 Werke überhaupt bekannt sind. Zur Ausstellungseröffnung am Abend wurden Bundeskanzlerin Angela Merkel und der niederländische Premier Mark Rutte in Dresden erwartet.

Im Zentrum der Schau steht Vermeers weltberühmtes Gemälde »Briefleserin am offenen Fenster« aus eigenem Bestand, das nach vierjähriger Restaurierung und Erforschung zum ersten Mal so präsentiert wird, wie der Meister es schuf.

»Es ist ein Schlüsselbild«, ist sich Galeriedirektor Stephan Koja sicher. Vermeer habe eine Grundkomposition ausprobiert, die dann beibehalten wurde: die stehende Frauenfigur in einem Raum am Fenster, wo von links das Licht hereindringt. »Das markiert den Übergang zu dem reifen Vermeer, den wir kennen und schätzen.«

Das um 1657 bis 1659 entstandene Gemälde wurde 1742 für den sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. in Paris erworben und gehört zu den wichtigsten Werken des Museums. Die Übermalung war seit 1979 bekannt, war aber bisher dem Künstler selbst zugeschrieben worden. Im Ergebnis eines internationalen Forschungsprojekts gehen die Kuratoren nun »mit Sicherheit« davon aus, daß diese deutlich nach dessen Tod erfolgte – also von fremder Hand.

Die weniger als einen Millimeter dünne Schicht wurde vorsichtig mit einem Skalpell entfernt und der stehende Liebesgott mit Bogen, Pfeilen und zwei Masken freigelegt, der als »Bild im Bild« die Rückwand des Zimmers ziert. Er verändert die Aussage des Bildes. »Der über dem Mädchen schwebende Knabe macht es deutlich: es liest einen Liebesbrief!«, erläuterte Kuratorin Uta Neidhardt. Das Werk sei nun auf die Intention Vermeers zurückgeführt.

Ergänzt werden die Vermeer-Werke, darunter Leihgaben aus Europa und den USA, um Bilder niederländischer Fein- und Genremaler sowie um Werke und Gegenstände mit Bezug zur Thematik der Dresdner Briefleserin. Mittels eines Weborello, einer digitalen Tour durch die Ausstellung, können Besucher Vermeer auch »sehen lernen«, verspricht Neidhardt.