Luxemburg30. November 2021

Obwohl sie geschützt sind, verschwinden immer mehr artenreiche Flachlandmähwiesen

Beschwerde gegen die Regierung eingereicht

von Ali Ruckert

Raubbau an der Natur gehört zur kapitalistischen Produktionsweise wie Donner und Blitz zum Gewitter. Ein Aspekt dieser Zerstörung ist die durch staatliche Subventionsmechanismen geförderte Intensivierung der Landwirtschaft, welche zerstörerische Auswirkungen auf Lebensräume und darin vorkommende Tierarten hat und zu einem starken Verlust der biologischen Vielfalt beiträgt.

Die artenreiche Flachlandmähwiese ist wohl seit 1992 durch eine EU-Direktive, durch das nationale Naturschutzgesetz und die großherzogliche Verordnung der geschützten wildlebenden Pflanzen- und Tierarten geschützt, was aber nichts daran ändert, dass der Bestand an Flachlandmähwiesen innerhalb von nur neun Jahren um mehr als ein Viertel (28 Prozent) zurückging.

 84 Prozent der Grünland-Habitate befinden sich in einem schlechten Erhaltungszustand, während ehemals verbreitete Vogelarten der Offenlandschaft wie zum Beispiel der Steinkauz oder die Feldlerche stark gefährdet oder wie das Braunkehlchen bereits ausgestorben sind.

2020 konnten in den Flachlandmähwiesen nur noch vier Rebhuhn-Brutpaare für das ganze Land nachgewiesen werden. Die Gründe dafür sind seit langem bekannt, ohne dass allerdings gezielt gegengesteuert würde: Dazu zählen das Verschwinden von Feldgehölzen und Heckenstrukturen, der Kastenschnitt der Hecken, der dazu führt, dass die für Rebhühner wichtige Krautsaum verschwindet, und der Einsatz von Pestiziden.

Die Regierung nimmt diesen erheblichen Verlust an geschützten Lebensräumen offenbar in Kauf, und ergreift keine Gegenmaßnahmen, womit sie allerdings gegen EU-Gemeinschaftsrecht verstößt, das vorschreibt, dass der Zustand der geschützten Lebensräume und Arten nicht verschlechtert werden darf.

Weil der Entwurf des nationalen Strategieplans im Rahmen der gemeinsamen EU-Agrarpolitik entsprechende Maßnahmen für den Schutz artenreicher Lebensräume und gefährdeter Arten weitgehend ignoriert, haben die Umweltorganisationen Mouvement Ecologique und natur&ëmwelt nicht nur einen umfangeichen Forderungskatalog erstellt, sondern auch Beschwerde bei der EU-Kommission gegen die luxemburgische Regierung wegen Missachtung von Naturschutzrichtlinien und Biodiversitätsbestimmungen eingelegt. Ob und welche Folgen das haben wird, bleibt abzuwarten.