RTL Belgium für 250 Millionen Euro u.a. an »Le Soir«-Herausgeberin verscherbelt
RTL zieht sich aus Belgien zurück
Die RTL Group hat ihre frankophonen Radio- und Fernsehsender in Belgien verscherbelt. Wie das selbst zu mehr als 75 Prozent dem deutschen Medienriesen Bertelsmann gehörende Unternehmen am Montag in Luxemburg mitgeteilt hat, geht RTL Belgium für 250 Millionen Euro an die Groupe Rossel, Herausgeberin der frankophonen belgischen Tageszeitung »Le Soir«, und an die flämische DPG Media.
Damit zieht sich die RTL Group nach über drei Jahrzehnten aus dem Markt mit werbefinanziertem Privatradio und -fernsehen in Belgien zurück, obwohl sie sich erst Anfang Dezember 2020 die restlichen 34 Prozent der Aktien von RTL Belgium gesichert hatte und zum Alleineigentümer geworden war. Der Deal, dem die Aufsichtsbehörden noch zustimmen müssen, umfaßt neben dem Digitalsender Mint die Fernsehsender RTL-Tvi, Club RTL und Plug RTL sowie die Radiosender Bel RTL und Radio Contact. Dazu zählen außerdem der Streamingdienst RTL Play und das Internetportal RTLInfo.be.
Der Verkauf soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Der stellvertretende Vorstandspräsident der RTL Group, Elmar Heggen, betonte, bei den Käufern handle es sich um »starke Cross-Media-Unternehmen«, die »gut gerüstet« dafür seien, »die digitale Transformation von RTL Belgium zu beschleunigen«. Weiter hieß es, man sei weiter dabei, sich in Europa neu auszurichten. Damit verfolge man das Ziel, »starke Player im Medienmarkt« zu schaffen, die Streamingdiensten wie Netflix lokal etwas entgegensetzen können.
Bei der Umsetzung ihrer Strategie geht die RTL Group aber unterschiedlich vor. Erst vor einer Woche hatte sie mitgeteilt, in den Niederlanden wolle RTL Nederland mit John de Mols Medienunternehmen Talpa Network fusionieren. Dabei solle Videoland, der Streamingdienst von RTL Nederland, eine strategisch wichtige Rolle bekommen.
In Frankreich sollen derweil die beiden privaten Fernsehgruppen TF1 und M6, an der RTL Anteile hält, bis Ende nächsten Jahres zusammengelegt werden. Dazu will die Gruppe zunächst ihren gesamten M6-Anteil in das fusionierte Unternehmen einbringen und dann Anteile in Höhe von 641 Millionen Euro oder elf Prozent des fusionierten Unternehmens an TF1-Eigentümer Bouygues, eine französische Baugesellschaft, verkaufen. Am Ende wäre die RTL Group mit rund 16 Prozent als zweitgrößter Aktionär am fusionierten Unternehmen beteiligt.