Gesundheitsschädliche Störung der Nachtruhe:
Gute und schlechte Nachrichten vom Findel
Wird ein Mensch regelmäßig im Schlaf gestört, so hat das auf Dauer negative Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheitszustand, selbst wenn er das nicht mitkriegt und nicht aufwacht. Das ist inzwischen unbestritten. Geräusche, die von leise auf laut auf leise innerhalb kurzer Zeit wechseln, wie sie von fliegenden Lärmmaschinen erzeugt werden, so lange Flugzeuge nicht mit Wasserstoff und Brennstoffzelle betrieben werden, sind besonders schädlich.
Die gute Nachricht für Findel-Anrainer ist: Anfang April begann die Erneuerung der Piste, leider aber nur in 5 Nächten pro Woche. Bis Ende Oktober ist daher jetzt Ruhe an diesen Tagen zwischen 23 und 6 Uhr. Pünktlich zum Jahresendgeschäft pausiert dann die Renovierung und die zweite Hälfte der Piste folgt im selben Zeitraum des Jahres 2022 mit derselben Vorgangsweise.
Von 23 bis 23.30 Uhr ist die Piste völlig geschlossen, um die Baustelle zu installieren, wozu die Beleuchtung gehört wie die Abgrenzung zur auf eine Hälfte begrenzten Restpiste. Die wird von 23.30 bis 1.30 geöffnet für verspätete Landungen, wobei die verbleibende Piste aber zu kurz ist für die schweren Cargo-Maschinen. In dieser Zeit und auch danach bis 5 Uhr bleibt die Restpiste offen für Flüge der LAR (»Luxembourg Air Rescue«), die ja allesamt als Rettungsflüge klassiert sind. Da für deren Learjet auch die Hälfte der Piste für Starts noch lang genug ist, gibt es da kein Problem, wobei gewußt ist, daß das nicht häufig vorkommt. Die Baustelle aber darf die ganze Zeit über nicht überflogen werden, was 2021 bedeutet, daß es weder An- noch Abflüge über der Stadt gibt, 2022 aber schon.
Von 5 bis 6 ist die Piste dann völlig geschlossen, damit die Baustelle gereinigt und alles dafür Aufgestellte weggeräumt werden kann. Ab 6 Uhr ist die ganze Länge der Piste erneut verfügbar.
Von der guten alten Zeit, wo der Luxemburger Flughafen in der Zeit von 22 bis 7 Uhr total zu war, weil nicht nur Zoll und Polizei, sondern auch die Feuerwehr in der Zeit nicht anwesend war, ist das immer noch meilenweit entfernt, aber es ist sicher eine Verbesserung gegenüber der letzten Zeit.
2020 stieg der Anteil der Nachtflüge
Denn auch 2020 war die Nachtruhe äußerst relativ und der Anteil der Nachtflüge erreichte 2,2% aller Flüge gegenüber 2,1% 2019, während jetzt das erste Quartal sogar auf 3% anstieg. Zum Glück begann mit dem zweiten Quartal die Pistenerneuerung.
Standen 2019 1.154 Landungen und 797 Starts in der Statistik für die Zeit von 23 bis 6 Uhr mit 55% Frachtflügen, so wurden daraus 2020 791 Landungen und 629 Starts mit 77% Frachtflügen. Im ersten Quartal 2021 wurden bereits 213 Landungen und 205 Starts verbucht.
Die LAR-Ambulanzflüge lieferten dazu 2019 213 Flugbewegungen, 2020 121 und im ersten Quartal 2021 26 – also grob gesprochen etwas weniger als eine jede dritte Nacht. Das ist leicht zu verkraften und macht auch nicht allzu viel Krach.
Die Passagierfluggesellschaften waren 2020 von einem großen Einbruch betroffen und folglich in der Nacht wesentlich manierlicher als die Jahre davor. Die Luxair etwa sank von 588 auf 165 Nachtflüge, brachte es im ersten Quartal 2021 aber schon wieder auf 47. Das führte vor allem zu größerer Ruhe zwischen 23 und 1 Uhr.
Weil aber im Frachtbereich die Entwicklung wenig erfreulich war, wuchsen die Nachtflüge mitten in der Nacht zwischen 2 und 6 Uhr an. Die Qatar Airways sanken zwar von 70 auf 55 und lieferten 2021 in drei Monaten zu 38 hoch, aber die Cargolux steigerte sogar noch ihr nächtliches Krachmachen von 924 auf 967 mit 281 von Januar bis März 2021. Die Nachtaktivität der Katari geht auf die Zeit zurück, als sie im Kapital der Cargolux waren. Inzwischen gibt es mit der Ausgliederung der alten und damit lauteren Flieger der Cargolux nach Italien auch noch die nicht am Findel heimische Cargolux Italia, die 2019 für 38 nächtliche Ruhestörungen verantwortlich zeichnete, 2020 aber sogar auf 54 und im ersten Quartal heuer auf 18 kam.
Letzteres verletzt eindeutig Geist und Buchstaben des aktuell gültigen großherzoglichen Reglements zur Nachtruhe am Findel, wobei diese sowieso damit schon durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse. Wenn Gesundheit der Regierung ein Anliegen sein wollte, müßte der Flughafen nachts wieder völlig zu sein wie ehedem, wobei gegen Ambulanzflüge niemand etwas einwendet.