Leitartikel27. März 2025

Alptraum Wohnungssuche in Luxemburg

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Die Immobilienpreise, welche im Jahr 2023 deutlich sanken, nachdem sie während vier Jahren zuvor fast ausschließlich im Steigen begriffen waren, dürften Wohnungssuchende nur eine kurze Verschnaufpause gegönnt haben. Das STATEC rechnete im Herbst 2024 aus, daß die Talsohle wieder durchschritten sei. Die Preise lagen seinerzeit zwar noch immer niedriger, als 2023, doch waren sie bereits wieder im Steigen. Gestern nun rechnete das Institut vor, daß im letzten Quartal des vergangenen Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um exakt 1,4 Prozent gestiegen seien, was den ersten jährlichen Anstieg seit 2022 bedeute. Die Preise für bestehende Häuser stiegen demnach um 2.4% (+3.0% für Häuser und +1.8% für Wohnungen). Die Regierung bestätigte diese Zahlen.

Nichts Neues also im kleinen Land mit den großen Wohnungspreisen. Für viele Menschen, insbesondere Familien oder Alleinerziehende, weiterhin eine Katastrophe, geeignete vier Wände innerhalb der Landesgrenzen zu finden.

Wer erinnert sich eigentlich noch an die Demonstration, welche im Frühjahr 2021 mitten in der Pandemie rund 700 Menschen mobilisierte und die in der Hauptstadt bezahlbaren Wohnraum forderte? Diese Demonstration war übrigens nur eine einzige im Rahmen einer EU-weiten Protestorganisation, denn die Lage sieht auch in den anderen EU-Staaten nicht rosig aus, wenn es um bezahlbaren Wohnraum geht.

Zu den Forderungen gehörten seinerzeit unter anderem der Bau von 30.000 bezahlbaren Wohnungen, Maßnahmen gegen die Immobilienspekulation, die Besteuerung von leer stehenden Wohnungen, eine Mietbremse, mehr Rechte für Mieter und die Verankerung des Rechts auf Wohnen in der Verfassung. Dabei bleibt die Wohnungskrise auch fünf Jahre nach Corona weiterhin eine Dauerkrise, auch wenn auf politische Maßnahmen verwiesen wird.

Kreditsummen für Häuser oder Wohnungen, die Interessenten benötigen, können von Banken auf Knopfdruck aus dem Nichts erschaffen werden. Wenn in diesem Zusammenhang dann mit den Zinssätzen gespielt wird, kann es dazu kommen, daß Menschen, die einen Kredit mit variablem, ursprünglich günstigeren Zinssatz für ihr Dach über dem Kopf gewählt hatten, plötzlich vor einem finanziellen Desaster stehen, ebenso wie Mieter, die mittlerweile bis zu 40 Prozent ihres monatlichen Einkommens allein für Wohnen berappen müssen.

Das Problem: Ein Recht auf Wohnen ist schwer durchsetzbar in einer Gesellschaft, in der Wohnraum gleichzeitig Grundbedürfnis und auch Ware sowie Anlageobjekt ist. Da der Euro kaum als Wertspeicher gesehen werden kann, weil sein stetiger Verfall Sparen unrentabel macht, sind es nicht mehr nur Immobilienhaie, sondern mittlerweile immer mehr Menschen aus der sogenannten »Mittelschicht«, die versuchen, mit Wohnungen oder Häusern Wertanlage oder schlicht Altersvorsorge zu betreiben.

Dabei wird allenthalben so getan, als sei diese Krise »gottgegeben« oder ein Naturereignis. Daß die aktuelle Regierung, wie jene davor, kein großes Interesse daran hat, außer Flickschusterei grundlegendes zu ändern, dürfte nicht verwundern. Doch ohne eine »Revolution« am Wohnungsmarkt wird es nicht gehen. Wohnraum muß zu dem werden, was es ist: Ein Grundbedarf, der öffentlich geregelt und nicht Spekulanten überlassen wird. Dazu gehört auch, daß Spekulation mit Baugrund und Wohnungen verboten wird. Doch solange der Druck von der Straße weiterhin verhalten bleibt, wie auch das Bewußtsein für öffentliches Eigentum, wird den Regierungsparteien kaum jemand ernsthaft die Laune verderben.