Ausland22. Januar 2022

»Ausländischer Angriff unwahrscheinlich«

Havanna-Syndrom: CIA rudert zurück

von dpa/ZLV

Nachdem das Repräsentantenhaus der USA im September einstimmig beschlossen hat, Opfern des sogenannten Havanna-Syndroms staatliche Unterstützung zukommen zu lassen, ist der Auslandsgeheimdienst CIA jetzt in einem Zwischenbericht zurückgerudert. Wie USA-Medien am Donnerstagabend (Ortszeit) berichteten, geht die CIA »derzeit nicht davon aus, daß ein fremdes Land« für rätselhafte Kopfschmerzen, Hörverlust, Schwindel und Übelkeit, über die zunächst USA-Diplomaten in der kubanischen Hauptstadt und später auch Botschaftspersonal an vielen anderen Orten klagten, verantwortlich ist.

Die CIA habe keine Beweise gefunden, die meisten Erkrankungen von Diplomaten seien »auf bisher nicht diagnostizierte Krankheiten oder Streß zurückzuführen«. Es gebe allerdings auch Fälle, die sich nicht erklären ließen. Es sei indes »unwahrscheinlich«, daß es sich um »eine anhaltende weltweite Kampagne« handle, so die CIA. Ein hochrangiger Beamter des Auslandsgeheimdienstes sagte der Nachrichtenagentur AFP zu dem Bericht: »Wir haben festgestellt, daß es unwahrscheinlich ist, daß ein ausländischer Akteur, einschließlich Rußland, eine anhaltende weltweite Kampagne durchführt, bei der US-Personal mit einer Waffe oder einem Mechanismus geschädigt wird.«

Ab 2016 hatten Dutzende in Havanna lebende USA-Diplomaten und zum Teil auch ihre Angehörigen über Kopfschmerzen, Hörverlust, Schwindel und Übelkeit geklagt. Als Ursache diskutiert wurde in den USA der Einsatz von Schallkanonen oder Mikrowellensendern, was die Kubanische Akademie der Wissenschaften als »mit den Gesetzen der Physik nicht vereinbar« zurückwies. Trotzdem wurde das Botschaftspersonal der USA in Havanna auf ein Minimum reduziert.

Später wurden auch an anderen Orten der Welt ähnliche Erkrankungen von Botschaftspersonal gemeldet, in China und Rußland, aber auch in Deutschland, Australien, Kolumbien, Österreich und sogar Washington. Dort schloß man nicht aus, daß es sich um eine Art »Angriff« handeln könnte. Außenminister Antony Blinken versicherte am Donnerstag: »Wir werden weiter alles tun, was wir können, um zu verstehen, was passiert ist, warum es passiert ist und wer dafür verantwortlich sein könnte.«