Ausland22. Juli 2023

»Prime«-Profite für Amazon

von Lars Mörking

Laut Amazon war der 11. Juli der erfolgreichste Verkaufstag in der Geschichte des US-amerikanischen Konzerns. Während der gesamten Verkaufsaktion »Prime Day« hätten Kunden innerhalb von zwei Tagen weltweit mehr als 375 Millionen Artikel gekauft.

Amazon wirbt zum »Prime Day« mit angeblichen Rabatten für Menschen, die sich ein »Amazon-Prime«-Abo haben andrehen lassen. Neben dem Weihnachtsgeschäft und dem »Black Friday« ist es die umsatzstärkste Zeit für den Monopolisten im Online-Handel.

Die Gewerkschaft ver.di hatte die Beschäftigten in den deutschen Verteilerzentren des Konzerns deshalb in der vorigen Woche zum Streik aufgerufen. Unter anderem in Bad Hersfeld, Leipzig, Werne, Graben, Rheinberg, Koblenz, Dortmund, Achim und Winsen legten die Beschäftigten die Arbeit nieder. Dem Shopping-Wahn scheint das keinen Abbruch getan zu haben.

Amazon lockt mit besonders hohen Rabatten. Die Kunden hätten zum »Prime Day« mehr als 2,5 Milliarden Dollar »gespart«, behauptet der Konzern. Aufmerksame Kunden kritisierten dagegen, daß Amazon die Preise gerade für besonders beliebte Produkte vor dem »Prime Day« angehoben hätte, um sie dann pünktlich zur Verkaufsaktion wieder zu senken.

In seiner Erfolgsmeldung hob Amazon den Umsatz von kleinen und mittelständischen Händlern hervor, die auf der Amazon-Plattform verkaufen. Auch das hat seinen Grund. Amazon wird vorgeworfen, die Drittanbieter auf dem sogenannten »Amazon-Marktplatz« gezielt zu unterbieten und mit eigenen Konkurrenzprodukten auszubooten.

Aber nicht nur an seinen Beschäftigten in den Verteilerzentren, den Kunden und Plattform-Händlern verdient Amazon kräftig. Das Portal »amazon-watchblog.de« berichtete Anfang Juli über die Arbeitsbedingungen von Amazon-Zustellern, die bei Subunternehmen angestellt seien. Berichtet wurde über Verträge zwischen Amazon und seinen »Delivery-Service-Partnern«. Dabei handelt es sich um Subunternehmen, die im Auftrag von Amazon agieren. Die Verträge erlaubten den Unternehmen nur geringe Gewinnmargen. Diese gäben den Druck an die Fahrer weiter. »Man kann kein erfolgreiches Amazon-Subunternehmen führen mit menschenwürdigen Arbeitsbedingungen«, wird ein ehemaliger Unternehmer zitiert.

Die Angaben beruhen auf Recherchen von »correctiv.org«. Demnach liefern in Deutschland hunderte solcher Firmen für Amazon als – scheinbar unabhängige – Subunternehmen Waren aus. Interne Unterlagen zeigten, daß es eine ständige Datenkontrolle durch den Konzern gibt, zudem schränkten rigide Vorgaben die »unternehmerische Freiheit« der Subunternehmer ein. Berichte wie der über einen Fahrer, der bis zu 300 Amazon-Pakete am Tag ausliefern mußte, dabei ohne Pause von morgens bis abends arbeitete, um dann am Monatsende um seinen Lohn geprellt zu werden, weist Amazon natürlich weit von sich. Es handele sich lediglich um einzelne schwarze Schafe unter den beauftragten Firmen.

Ständiger Druck, Überwachung, unbezahlte Überstunden und Bezahlung unter dem Mindestlohn gehören jedoch zum Erfolgskonzept des Monopolisten.