Vor 40 Jahren
Sieg der Nationalen Befreiungsrevolution in Laos
Wie schon nach 1945 und 1954, wirkte sich der Sieg des vietnamesischen Volkes auch im April 1975 günstig auf den Kampf der laotischen Befreiungsfront Neo Lao Haksat (NLH) aus. Ihre Streitkräfte stießen mit Unterstützung ihrer vietnamesischen Verbündeten aus den Bergen in die Ebenen vor und marschierten am 23. August 1975 in Vientiane ein. Der König dankte ab und ein Nationalkongreß der Volksvertreter rief am 2. Dezember 1975 die Volksdemokratische Republik Laos aus, an deren Spitze Prinz Souphanouvong als Präsident gewählt wurde. Aus der NLH ging die Laotische Revolutionäre Volkspartei hervor. Das fast ein Jahrhundert währende Kolonialjoch, das Frankreich 1893 mit der Einbeziehung des eroberten Landes in die 1887 aus Vietnam und Kambodscha gebildete Union Indochinois errichtet hatte, wurde beseitigt.
Nach Jahrzehnten antikolonialen Widerstandes hatte die von der NLH geführte Befreiungsbewegung des nur drei Millionen Einwohner zählenden Königreiches am Mekong am 12. Oktober 1945 nach einem Volksaufstand die Unabhängigkeit von Laos proklamiert. Frankreich fiel danach erneut auch in Laos ein und errichtete das Kolonialregime wieder. 1954 hatten die Patrioten erneut zwei Drittel des Landes befreit und mußten zu den Genfer Indochina-Verhandlungen hinzugezogen werden. Diese legten auch für Laos eine unabhängige Entwicklung und die Teilnahme der NLH an der königlichen Regierung fest.
Die USA traten auch in Laos die Nachfolge Frankreichs an, und verwandelten das Land unter Bruch der Genfer Abkommen in eine Aufmarschbasis gegen Vietnam. Die NLH nahm den Kampf wieder auf. In Sam Neua im nordöstlichen Berggebiet richtete sie ihr Hauptquartier ein. Die in einem Tal liegende frühere Kreisstadt war von Felsmassiven umgeben, in denen es unzählige Höhlen gab. Seit 1964 die USA-Luftwaffe die Pathet Lao-Gebiete bombardierte, nahmen dort Zehntausende Menschen Zuflucht. Hier wurden Krankenhäuser und Schulen, Wohnstätten der Menschen, Betriebe, Kasernen, sogar Pagoden der Buddhisten errichtet.
Eine 1957 unter Prinz Souvanna Phouma, einem Halbbruder Souphanouvongs, des Vorsitzenden der NLH, gebildete Koalitionsregierung wurde von den USA mit Hilfe reaktionärer Kräfte in Vientiane bald wieder gestürzt. Eine internationale Laos-Konferenz verabschiedete im Dezember 1961 erneut einen Vertrag über ein neutrales Laos. Die politischen Gruppierungen sollten eine »Regierung der nationalen Union« bilden. Dieses Kabinett kam wiederum unter Souvanna Phouma zustande.
Eine Waffenstillstandslinie gestand von dem 236.880 km² großem Territorium etwa zwei Drittel der NLH zu. Das waren vor allem die für Indochina strategisch bedeutsamen Bergregionen im Norden, darunter die Hochebene der Tonkrüge, und die gesamte Ostkette bis hinunter zur kambodschanischen Grenze, in denen etwa die Hälfte der drei Millionen Einwohner lebte.
Im April 1963 wurde auch diese Regierung gestürzt. Danach brachten die USA in Vientiane unter Prinz Souvanna Phouma wiederum ein reaktionäres Marionettenregime an die Macht. Das USA-Militärpersonal stieg auf rund 12.000 Mann an, die Militärhilfe erreichte – die Ausgaben für die 1964 beginnenden Luftangriffe nicht mitgerechnet – eine Milliarde US-Dollar.
Zur Niederschlagung der laotischen Befreiungsbewegung setzten die USA 5.000 thailändische Soldaten, 3.000 Mann aus der früheren Tschiang-Kai-Schek-Armee sowie Tausende Angehörige südvietnamesischer Special Forces ein. Die CIA formierte aus den Meo eine Söldnertruppe von zirka 40.000 Mann. Kommandeur im Generalsrang wurde Stammesführer Van Pao, der in der französischen Kolonialarmee als Feldwebel gedient hatte.
Am 17. Mai 1964, noch drei Monate vor den Luftangriffen gegen die Demokratische Republik Vietnam, begann die USA-Luftwaffe die Pathet-Lao-Gebiete zu bombardieren. Die US-amerikanische »Time« , schrieb, daß die US Air Force über Laos ebenso viel Bomben abwerfe wie über Nordvietnam. Dem Luftterror fielen ganze Ortschaften, Tausende Häuser, 116 Schulen, 15 Krankenhäuser, 336 Pagoden zum Opfer ; Tausende Zivilisten, meist Frauen und Kinder, fanden den Tod.
Erbitterte Kämpfe fanden vom Sommer 1967 bis Februar 1969 zwischen den Marionettentruppen und den Pathet-Lao-Einheiten um die Hochebene der Tonkrüge statt. Von hier aus sollte die Hauptoperationsbasis der NLH in Sam Neua zerschlagen und an der Westgrenze Nordvietnams aufmarschiert werden. Mit Unterstützung vietnamesischer Freiwilliger ging die NLH im Februar 1969 zur Gegenoffensive über und vertrieb die Vientianer Marionetten aus der gesamten Hochebene.
Heute versucht Laos, einen wirtschaftlichen Aufschwung, dessen Grundlage der Bau eines Staudammsystems mit elf Wasserkraftwerken am oberen Lauf des Mekong ist. Ein großer Teil des gewonnenen Stromes soll nach Thailand exportiert werden, um industrielle Vorhaben im Land zu finanzieren. Das Projekt ist jedoch wegen befürchteter Umweltschäden umstritten.
Gerhard Feldbauer